Lillie - Eine Priesterin des Lichts
Lillie - Eine Priesterin des Lichts
Vorgeschichte
Lillie wuchs als unbeschwertes, fröhliches Kind in einer einfachen Familie in Westfall auf. Erst im Alter von 14 Jahren erfuhr sie, dass Martha, die sie immer für ihre Mutter gehalten hatte, nur ihre Ziehmutter ist. Das unbefangene Mädchen veränderte sich und wurde still und nachdenklich. So sehr sie sie auch dazu drängte, Martha konnte nicht viel von ihren leiblichen Eltern erzählen. Besonders schmerzte es, dass Martha den Familiennamen von Lillies Eltern nicht kannte.
Ihr Vater war Offizier in den Truppen Sturmwinds und wurde schon in jungen Jahren von einer Rotte Orks getötet. Als Lillies Mutter der grausam entstellte Leichnam ihres Mannes gebracht wurde, schwor sie bittere Rache und wurde von einer Priesterin des Lichts zu einer dunklen Priesterin. Die Mutter war nur noch vom Geist der Rache beseelt und wurde eines Tages schwer verwundet am Rande eines Schlachtfelds gefunden. In der Nähe fand man ihr Nachtlager und im Zelt ihre kleine Tochter. Außer dieser - in wirren Worten der Mutter geschilderten - Geschichte, ist von der Familie Lillies nichts bekannt; selbst der Familienname ist nicht überliefert. Die Mutter überlebte ihre schweren Verletzungen nicht und starb im Sturmwinder Hospital.
Als die Zeit gekommen war, ihre Familie zu verlassen, nahm ihre Ziehmutter Lillie ein folgenschweres Versprechen ab, das ihr Leben fortan prägen sollte. Lillie musste versprechen, aus der Geschichte ihrer Eltern zu lernen, dass Gewalt immer Gewalt nach sich ziehe. Sie versprach, niemals andere Lebewesen im Kampf zu töten und ihr Leben der Hilfe und der Linderung von Not zu widmen.
Voller Begeisterung und mit diesem heiligen Versprechen im Herzen zog sie in die Welt. Wie schwierig dieser Weg werden würde, ahnte sie damals freilich nicht.
Lillie wuchs als unbeschwertes, fröhliches Kind in einer einfachen Familie in Westfall auf. Erst im Alter von 14 Jahren erfuhr sie, dass Martha, die sie immer für ihre Mutter gehalten hatte, nur ihre Ziehmutter ist. Das unbefangene Mädchen veränderte sich und wurde still und nachdenklich. So sehr sie sie auch dazu drängte, Martha konnte nicht viel von ihren leiblichen Eltern erzählen. Besonders schmerzte es, dass Martha den Familiennamen von Lillies Eltern nicht kannte.
Ihr Vater war Offizier in den Truppen Sturmwinds und wurde schon in jungen Jahren von einer Rotte Orks getötet. Als Lillies Mutter der grausam entstellte Leichnam ihres Mannes gebracht wurde, schwor sie bittere Rache und wurde von einer Priesterin des Lichts zu einer dunklen Priesterin. Die Mutter war nur noch vom Geist der Rache beseelt und wurde eines Tages schwer verwundet am Rande eines Schlachtfelds gefunden. In der Nähe fand man ihr Nachtlager und im Zelt ihre kleine Tochter. Außer dieser - in wirren Worten der Mutter geschilderten - Geschichte, ist von der Familie Lillies nichts bekannt; selbst der Familienname ist nicht überliefert. Die Mutter überlebte ihre schweren Verletzungen nicht und starb im Sturmwinder Hospital.
Als die Zeit gekommen war, ihre Familie zu verlassen, nahm ihre Ziehmutter Lillie ein folgenschweres Versprechen ab, das ihr Leben fortan prägen sollte. Lillie musste versprechen, aus der Geschichte ihrer Eltern zu lernen, dass Gewalt immer Gewalt nach sich ziehe. Sie versprach, niemals andere Lebewesen im Kampf zu töten und ihr Leben der Hilfe und der Linderung von Not zu widmen.
Voller Begeisterung und mit diesem heiligen Versprechen im Herzen zog sie in die Welt. Wie schwierig dieser Weg werden würde, ahnte sie damals freilich nicht.
Zuletzt geändert von Líllie am 24. August 2011, 08:25, insgesamt 2-mal geändert.
Suche nicht den Weg zum Frieden, Frieden ist der Weg
Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts
Erste Schritte
Ihr Weg führte Lillie von Westfall nach Elwynn und so manche Nacht verbrachte sie zitternd auf einem Baum. Die wilden Tiere, die überall umher streunten, durfte sie schließlich nicht verletzen und erst recht nicht töten. Sie versuchte in den Ortschaften Arbeit zu finden, aber in Zeiten des Krieges standen Eigenschaften wie Mut, Kampfkunst und Kraft hoch im Kurs. In ihrem ständigen Bestreben, Konflikte zu vermeiden und ihrem Versprechen gerecht zu werden, wurde sie zunächst belächelt, dann verspottet und zum Schluss als Feigling beschimpft und fortgejagt.
Geächtet als Außenseiterin und Feigling kam sie schließlich nach Sturmwind. Aus dem fröhlichen Kind war in kurzer Zeit eine junge Frau geworden, die am Leben verzweifelte. Auf der Suche nach einer Aufgabe stand sie schließlich vor dem Hospital und erinnerte sich an Marthas Erzählungen. Mutig schritt sie in das Hospital und wollte ihre Dienste als Heilerin anbieten. Ihr zerlumptes und unscheinbares Äußeres führte jedoch dazu, dass die Heiler sie als Bettlerin einstuften und sie höflich aber bestimmt baten, sich bei den Bittstellern anzustellen und die Arbeit der Heiler nicht zu behindern.
Der Funke Mut, der in ihr entstanden war, ließ sich allerdings nicht so schnell auslöschen. Sie beschloss Heilerin zu werden, koste es was es wolle. Zunächst trollte sie sich zu der langen Reihe der Bittsteller, die in der Suppenküche anstanden. Die leeren Gesichter und der dumpfe Blick dieser vom Krieg gezeichneten Leute rührten tief an ihr Herz. Sie löffelte ihre Suppe und räumte danach - immer noch tief in Gedanken - die Tische auf und versuchte, besonders Verzweifelten ein wenig Trost zu spenden.
Eine alte Heilerin beobachtete Lillie eine ganze Weile und bot ihr am Ende des Tages einen Schlafplatz für die Nacht an. Wie erschlagen von den Eindrücken des Tages, nickte sie nur stumm und folgte der Heilerin. Im Haus rollte sie ihre Decke in einer Zimmerecke aus, dankte der alten Dame und wollte sich zum Schlafen legen. Die Heilerin nickte zustimmend und lächelte Lillie an.
Seit vielen Wochen hatte sie nicht mehr so lange geschlafen. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als sie erwachte. Sie war allein im Haus; die alte Heilerin war fort. Auf dem Tisch lag ein Zettel mit einigen Zeilen, die in einer feinen Schrift geschrieben worden waren. Lillie sah sich den Zettel an und bewunderte die schön geschwungenen Buchstaben, konnte den Text aber nicht lesen.
Unsicher was nun zu tun sei räumte Lillie zunächst ihr Bündel zusammen und schaute unschlüssig zur Tür herüber. Gerade als sie den Entschluss gefasst hatte zu gehen, ging die Tür auf und die Heilerin kam zurück.
Ihr Weg führte Lillie von Westfall nach Elwynn und so manche Nacht verbrachte sie zitternd auf einem Baum. Die wilden Tiere, die überall umher streunten, durfte sie schließlich nicht verletzen und erst recht nicht töten. Sie versuchte in den Ortschaften Arbeit zu finden, aber in Zeiten des Krieges standen Eigenschaften wie Mut, Kampfkunst und Kraft hoch im Kurs. In ihrem ständigen Bestreben, Konflikte zu vermeiden und ihrem Versprechen gerecht zu werden, wurde sie zunächst belächelt, dann verspottet und zum Schluss als Feigling beschimpft und fortgejagt.
Geächtet als Außenseiterin und Feigling kam sie schließlich nach Sturmwind. Aus dem fröhlichen Kind war in kurzer Zeit eine junge Frau geworden, die am Leben verzweifelte. Auf der Suche nach einer Aufgabe stand sie schließlich vor dem Hospital und erinnerte sich an Marthas Erzählungen. Mutig schritt sie in das Hospital und wollte ihre Dienste als Heilerin anbieten. Ihr zerlumptes und unscheinbares Äußeres führte jedoch dazu, dass die Heiler sie als Bettlerin einstuften und sie höflich aber bestimmt baten, sich bei den Bittstellern anzustellen und die Arbeit der Heiler nicht zu behindern.
Der Funke Mut, der in ihr entstanden war, ließ sich allerdings nicht so schnell auslöschen. Sie beschloss Heilerin zu werden, koste es was es wolle. Zunächst trollte sie sich zu der langen Reihe der Bittsteller, die in der Suppenküche anstanden. Die leeren Gesichter und der dumpfe Blick dieser vom Krieg gezeichneten Leute rührten tief an ihr Herz. Sie löffelte ihre Suppe und räumte danach - immer noch tief in Gedanken - die Tische auf und versuchte, besonders Verzweifelten ein wenig Trost zu spenden.
Eine alte Heilerin beobachtete Lillie eine ganze Weile und bot ihr am Ende des Tages einen Schlafplatz für die Nacht an. Wie erschlagen von den Eindrücken des Tages, nickte sie nur stumm und folgte der Heilerin. Im Haus rollte sie ihre Decke in einer Zimmerecke aus, dankte der alten Dame und wollte sich zum Schlafen legen. Die Heilerin nickte zustimmend und lächelte Lillie an.
Seit vielen Wochen hatte sie nicht mehr so lange geschlafen. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als sie erwachte. Sie war allein im Haus; die alte Heilerin war fort. Auf dem Tisch lag ein Zettel mit einigen Zeilen, die in einer feinen Schrift geschrieben worden waren. Lillie sah sich den Zettel an und bewunderte die schön geschwungenen Buchstaben, konnte den Text aber nicht lesen.
Unsicher was nun zu tun sei räumte Lillie zunächst ihr Bündel zusammen und schaute unschlüssig zur Tür herüber. Gerade als sie den Entschluss gefasst hatte zu gehen, ging die Tür auf und die Heilerin kam zurück.
Zuletzt geändert von Líllie am 24. August 2011, 08:29, insgesamt 1-mal geändert.
Suche nicht den Weg zum Frieden, Frieden ist der Weg
Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts
Die Heilerin
Die alte Dame lächelte Lillie an und deutete ihr, sich an den Tisch zu setzen. Sie holte aus der Küche einen Krug Milch, etwas Brot und Käse und setzte sich mit an den Tisch. Die stille, freundliche aber auch durchaus zupackende Art der Heilerin erinnerte Lillie sehr an ihre Ziehmutter. Nachdem sie unter den aufmunternden Blicken gegessen und getrunken hatte, stellte sich die alte Dame als Maria, Heilerin vom Hospital in Sturmwind vor und fragte, ob sie sich ein wenig unterhalten sollten.
Lillie schaute Maria wie vom Donner gerührt an. Das musste ein Wink des Schicksals sein, eine Heilerin vom Hospital hatte sie aufgenommen. Sie redete zunächst stockend, dann immer flüssiger, erzählte ihre Geschichte und auch von ihrem Plan Heilerin zu werden. Die alte Heilerin lächelte anerkennend und bot Lillie an, ihre Gehilfin zu werden.
Maria unterrichtete sie in den nächsten Monaten in den Künsten der Heilkunst. Mit Feuereifer machte sich Lillie an die Arbeit und bemühte sich, die alte Dame nach Kräften zu unterstützen. Die wichtigste Aufgabe war die Behandlung der vielen Verwundungen, die der Krieg mit sich brachte. Nach und nach lernte sie auch damit umzugehen, wenn die Heilkunst an ihre Grenzen kam. Den Schmerz der Menschen zu fühlen - aber nicht daran zu zerbrechen war die schwierigste Hürde.
Nach etwa einem Jahr im Hospital nahm Maria sie beiseite und teilte ihr mit, dass ihre Ausbildung nun abgeschlossen sei. Die alte Heilerin hatte sofort gemerkt, dass Lillie viel mehr leisten konnte, als nur Verbände zu wechseln. Maria hatte erfahren, dass in der Abtei von Nordhain eine Stelle in der Verbandsstube zu besetzen war und schickte Lillie mit einem Empfehlungsschreiben zur Abtei.
In Nordhain wurde sie mit offenen Armen aufgenommen und sehr bald schätzten sie die Menschen der Umgebung dank ihrer einfühlsamen Art. In dem Empfehlungsschreiben Marias stand jedoch mehr als sie wusste. Maria bat den Prior der Abtei, Lillie zunächst die Kunst des Lesens und Schreibens zu lehren und ihr später auf dem Weg zu einer Priesterin des Lichts zu helfen.
Der Prior unterrichtete sie an jedem Abend und führte dabei viele Gespräche mit ihr. Sie sprachen über alle Bereiche des Glaubens und manchmal war ihr ganz schwindelig von dem vielen Neuen, das sie dabei erfuhr. Meist benötigte sie nach diesen Gesprächen noch lange Zeit des Nachdenkens, bevor sie einschlafen konnte.
Die vielen Bücher in der Bibliothek der Abtei waren für sie ein weiteres Abenteuer. In jeder freien Minute sah man sie mit Büchern, die ihr der Archivar aussuchte, völlig entrückt an einem Fenster sitzen. Das Lesen fiel ihr inzwischen leicht und der Archivar versuchte schmunzelnd die junge Leseratte mit genügend Futter zu versorgen.
Nach etwa einem Jahr in Nordhain, wurde Lillie zum Abt gerufen.
Die alte Dame lächelte Lillie an und deutete ihr, sich an den Tisch zu setzen. Sie holte aus der Küche einen Krug Milch, etwas Brot und Käse und setzte sich mit an den Tisch. Die stille, freundliche aber auch durchaus zupackende Art der Heilerin erinnerte Lillie sehr an ihre Ziehmutter. Nachdem sie unter den aufmunternden Blicken gegessen und getrunken hatte, stellte sich die alte Dame als Maria, Heilerin vom Hospital in Sturmwind vor und fragte, ob sie sich ein wenig unterhalten sollten.
Lillie schaute Maria wie vom Donner gerührt an. Das musste ein Wink des Schicksals sein, eine Heilerin vom Hospital hatte sie aufgenommen. Sie redete zunächst stockend, dann immer flüssiger, erzählte ihre Geschichte und auch von ihrem Plan Heilerin zu werden. Die alte Heilerin lächelte anerkennend und bot Lillie an, ihre Gehilfin zu werden.
Maria unterrichtete sie in den nächsten Monaten in den Künsten der Heilkunst. Mit Feuereifer machte sich Lillie an die Arbeit und bemühte sich, die alte Dame nach Kräften zu unterstützen. Die wichtigste Aufgabe war die Behandlung der vielen Verwundungen, die der Krieg mit sich brachte. Nach und nach lernte sie auch damit umzugehen, wenn die Heilkunst an ihre Grenzen kam. Den Schmerz der Menschen zu fühlen - aber nicht daran zu zerbrechen war die schwierigste Hürde.
Nach etwa einem Jahr im Hospital nahm Maria sie beiseite und teilte ihr mit, dass ihre Ausbildung nun abgeschlossen sei. Die alte Heilerin hatte sofort gemerkt, dass Lillie viel mehr leisten konnte, als nur Verbände zu wechseln. Maria hatte erfahren, dass in der Abtei von Nordhain eine Stelle in der Verbandsstube zu besetzen war und schickte Lillie mit einem Empfehlungsschreiben zur Abtei.
In Nordhain wurde sie mit offenen Armen aufgenommen und sehr bald schätzten sie die Menschen der Umgebung dank ihrer einfühlsamen Art. In dem Empfehlungsschreiben Marias stand jedoch mehr als sie wusste. Maria bat den Prior der Abtei, Lillie zunächst die Kunst des Lesens und Schreibens zu lehren und ihr später auf dem Weg zu einer Priesterin des Lichts zu helfen.
Der Prior unterrichtete sie an jedem Abend und führte dabei viele Gespräche mit ihr. Sie sprachen über alle Bereiche des Glaubens und manchmal war ihr ganz schwindelig von dem vielen Neuen, das sie dabei erfuhr. Meist benötigte sie nach diesen Gesprächen noch lange Zeit des Nachdenkens, bevor sie einschlafen konnte.
Die vielen Bücher in der Bibliothek der Abtei waren für sie ein weiteres Abenteuer. In jeder freien Minute sah man sie mit Büchern, die ihr der Archivar aussuchte, völlig entrückt an einem Fenster sitzen. Das Lesen fiel ihr inzwischen leicht und der Archivar versuchte schmunzelnd die junge Leseratte mit genügend Futter zu versorgen.
Nach etwa einem Jahr in Nordhain, wurde Lillie zum Abt gerufen.
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Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts
Schlag des Schicksals
Lillie war sehr aufgeregt, denn der Abt von Nordhain war ein respektabler Mann, der von allen mit Ehrfurcht behandelt wurde. Sie hatte keine Ahnung, was er von ihr wollte. Der Abt empfing sie mit sehr ernstem Gesicht und Lillie war schnell klar, dass das Gespräch nicht angenehm werden würde.
Der Abt las in einem Schreiben, das ihm aus Sturmwind geschickt wurde. "Ich muss Dir eine traurige Nachricht überbringen. Maria, die Heilerin aus dem Hospital ist verstorben. Das Domkapitel bittet Dich, in der Kathedrale zu erscheinen, weil Maria Dich als Erbin eingesetzt hat". Der Abt entband sie bis auf weiteres von ihren Pflichten und gab ihr ein Geleitschreiben für die Reise nach Sturmwind.
Sie nahm die Nachricht wie versteinert entgegen und verließ das Amtszimmer des Abts ohne ein Wort. Erst als der Prior kurze Zeit später nach ihr sah, füllten sich ihre Augen mit Tränen und sie redete sich ihren Kummer von der Seele. "Lillie", sagte der Prior, "die Wege des Lichts sind nicht immer eben und fast nie gerade aber ich bin mir ganz sicher, dass das Licht dich stets leiten und dir auf deinem Weg helfen wird. Vertraue auf deine innere Stimme, deine Kraft und auf das Licht". Obwohl Lillie wütend war, weil weder Abt noch Prior wussten, was für einen Menschen die Welt mit Maria verloren hatte, erfüllten sie die Worte des Priors mit ein wenig Zuversicht.
Am nächsten Tag machte sich Lillie auf den Weg nach Sturmwind, um zum Grab Marias zu gehen und um sich nach der mysteriösen Erbschaft zu erkundigen. Sie rätselte immer noch, was Maria denn wohl zu vererben hätte. Maria hatte doch nichts, das Haus gehörte dem Hospital und außer dem lebensnotwendigsten hat Lillie nie etwas bei Maria gesehen, das einen Wert gehabt hätte. Obwohl - erst jetzt fiel es wieder ein - da stand ein großes Bündel im Schrank. "Alter Plunder, den eine sentimentale alte Frau nicht wegwerfen will", hatte Maria damals dazu gesagt und damit das Thema beendet, ob es darum ging?
Die riesige Kathedrale kannte Lillie schon aus ihrer Zeit im Hospital, dennoch war sie war immer wieder überwältigt, wenn sie sie sah. Am Portal wurde sie von einer jungen Priesterin begrüßt, welche sich das Schreiben des Abtes aufmerksam ansah und sie dann lächelnd weiterführte. "Marias Tod hat uns alle sehr getroffen, sie hatte nicht mehr sehr viel Freude im Leben, aber immer wenn sie von dir sprach, leuchteten ihre Augen", sagte die Priesterin und führte Lillie in die Sakristei. Die freundlichen Worte waren der erste Trost den Lillie bekam und obwohl sich ihre Augen wieder mit Tränen füllten, lächelte sie dankbar. In der Sakristei saß eine weitere Priesterin, die sich als Priorin der Kathedrale vorstellte. Beide begleiteten sie nun in einem Nebenraum, in dem Lillie sofort den Sack aus Marias Schrank erkannte Der Sack war nun mit einer schweren Kette verschlossen, auf dem Schloss war ein Bild der Kathedrale zu sehen.
"Diesen Beutel hat Maria dir hinterlassen", sagte die Priorin, "nimm ihn an Dich. Ich bin außerdem beauftragt, dich als Novizin in der Kathedrale aufzunehmen, wenn dies auch dein Wunsch ist". Lillie stammelte, sie müsse doch zurück in die Abtei in ihre Verbandsstube, doch die Priorin versicherte ihr lächelnd, der Abt sei einverstanden und alles Weitere läge nur an ihr. Sie konnte ihr Glück kaum fassen und beeilte sich, zuzustimmen. Schwindelig vor Glück wurde sie in die Räume der Novizen geführt. Es dauerte einige Zeit, bis sie ihre Gedanken wieder unter Kontrolle hatte. Als sie wieder zur Besinnung gekommen war, wurde ihr klar, dass sie auf einer schmalen Pritsche in einer einfachen Kammer saß. Die Kammer hatte keinen Schmuck außer einem wunderschönen Fenster, durch das die Abendsonne fiel. In ihrer Hand hielt sie einen Schlüssel, den ihr wohl die Priorin gegeben haben musste. Nun fiel ihr Marias Beutel wieder ein. Warum nur wurde er hier in der Kathedrale so aufwendig gesichert? In Marias Haus hatte er immer nur unbeachtet im Schrank gestanden. Als sie den Beutel sah, sprangen ihre Gedanken zu Maria, der alten Heilerin, der sie so viel zu verdanken hatte.
Lillie verließ ihre Kammer, suchte vor den Stadttoren ein paar Wildblumen, die Maria besonders mochte und machte sich auf den Weg zum Friedhof. Es dauerte nicht lange und sie fand das Grab und für eine kurze Weile fühlte sie sich mit Maria wieder fest verbunden, die Stärke der alten Heilerin stärkte auch sie.
Lillie war sehr aufgeregt, denn der Abt von Nordhain war ein respektabler Mann, der von allen mit Ehrfurcht behandelt wurde. Sie hatte keine Ahnung, was er von ihr wollte. Der Abt empfing sie mit sehr ernstem Gesicht und Lillie war schnell klar, dass das Gespräch nicht angenehm werden würde.
Der Abt las in einem Schreiben, das ihm aus Sturmwind geschickt wurde. "Ich muss Dir eine traurige Nachricht überbringen. Maria, die Heilerin aus dem Hospital ist verstorben. Das Domkapitel bittet Dich, in der Kathedrale zu erscheinen, weil Maria Dich als Erbin eingesetzt hat". Der Abt entband sie bis auf weiteres von ihren Pflichten und gab ihr ein Geleitschreiben für die Reise nach Sturmwind.
Sie nahm die Nachricht wie versteinert entgegen und verließ das Amtszimmer des Abts ohne ein Wort. Erst als der Prior kurze Zeit später nach ihr sah, füllten sich ihre Augen mit Tränen und sie redete sich ihren Kummer von der Seele. "Lillie", sagte der Prior, "die Wege des Lichts sind nicht immer eben und fast nie gerade aber ich bin mir ganz sicher, dass das Licht dich stets leiten und dir auf deinem Weg helfen wird. Vertraue auf deine innere Stimme, deine Kraft und auf das Licht". Obwohl Lillie wütend war, weil weder Abt noch Prior wussten, was für einen Menschen die Welt mit Maria verloren hatte, erfüllten sie die Worte des Priors mit ein wenig Zuversicht.
Am nächsten Tag machte sich Lillie auf den Weg nach Sturmwind, um zum Grab Marias zu gehen und um sich nach der mysteriösen Erbschaft zu erkundigen. Sie rätselte immer noch, was Maria denn wohl zu vererben hätte. Maria hatte doch nichts, das Haus gehörte dem Hospital und außer dem lebensnotwendigsten hat Lillie nie etwas bei Maria gesehen, das einen Wert gehabt hätte. Obwohl - erst jetzt fiel es wieder ein - da stand ein großes Bündel im Schrank. "Alter Plunder, den eine sentimentale alte Frau nicht wegwerfen will", hatte Maria damals dazu gesagt und damit das Thema beendet, ob es darum ging?
Die riesige Kathedrale kannte Lillie schon aus ihrer Zeit im Hospital, dennoch war sie war immer wieder überwältigt, wenn sie sie sah. Am Portal wurde sie von einer jungen Priesterin begrüßt, welche sich das Schreiben des Abtes aufmerksam ansah und sie dann lächelnd weiterführte. "Marias Tod hat uns alle sehr getroffen, sie hatte nicht mehr sehr viel Freude im Leben, aber immer wenn sie von dir sprach, leuchteten ihre Augen", sagte die Priesterin und führte Lillie in die Sakristei. Die freundlichen Worte waren der erste Trost den Lillie bekam und obwohl sich ihre Augen wieder mit Tränen füllten, lächelte sie dankbar. In der Sakristei saß eine weitere Priesterin, die sich als Priorin der Kathedrale vorstellte. Beide begleiteten sie nun in einem Nebenraum, in dem Lillie sofort den Sack aus Marias Schrank erkannte Der Sack war nun mit einer schweren Kette verschlossen, auf dem Schloss war ein Bild der Kathedrale zu sehen.
"Diesen Beutel hat Maria dir hinterlassen", sagte die Priorin, "nimm ihn an Dich. Ich bin außerdem beauftragt, dich als Novizin in der Kathedrale aufzunehmen, wenn dies auch dein Wunsch ist". Lillie stammelte, sie müsse doch zurück in die Abtei in ihre Verbandsstube, doch die Priorin versicherte ihr lächelnd, der Abt sei einverstanden und alles Weitere läge nur an ihr. Sie konnte ihr Glück kaum fassen und beeilte sich, zuzustimmen. Schwindelig vor Glück wurde sie in die Räume der Novizen geführt. Es dauerte einige Zeit, bis sie ihre Gedanken wieder unter Kontrolle hatte. Als sie wieder zur Besinnung gekommen war, wurde ihr klar, dass sie auf einer schmalen Pritsche in einer einfachen Kammer saß. Die Kammer hatte keinen Schmuck außer einem wunderschönen Fenster, durch das die Abendsonne fiel. In ihrer Hand hielt sie einen Schlüssel, den ihr wohl die Priorin gegeben haben musste. Nun fiel ihr Marias Beutel wieder ein. Warum nur wurde er hier in der Kathedrale so aufwendig gesichert? In Marias Haus hatte er immer nur unbeachtet im Schrank gestanden. Als sie den Beutel sah, sprangen ihre Gedanken zu Maria, der alten Heilerin, der sie so viel zu verdanken hatte.
Lillie verließ ihre Kammer, suchte vor den Stadttoren ein paar Wildblumen, die Maria besonders mochte und machte sich auf den Weg zum Friedhof. Es dauerte nicht lange und sie fand das Grab und für eine kurze Weile fühlte sie sich mit Maria wieder fest verbunden, die Stärke der alten Heilerin stärkte auch sie.
Suche nicht den Weg zum Frieden, Frieden ist der Weg
Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts
Der Weg des Lichts
Am nächsten Morgen ging Lillie zur Priorin, um mit ihr über die Pflichten und den Weg der Novizen zu sprechen. Die Priorin sah sie so überrascht an, dass sie ganz irritiert mitten im Satz verstummte. "Wo ist deine Kleidung?", fragte die Priorin. Sie sah an sich herunter und konnte nichts Ungewöhnliches feststellen, sie trug einen sauberen Kittel und ihre Schürze und schaute fragend zur Priorin. "Habt Ihr etwa noch gar nicht in den Beutel gesehen? Maria hat Euch Dinge hinterlassen, deren Wert ihr heute vielleicht noch nicht ermessen könnt. Ich kann Euch versichern, jeder Priester der Kathedrale wäre stolz, eine solche Ausrüstung sein eigen nennen zu dürfen. Geht in eure Kammer und kleidet Euch, wie es sich geziemt", sprach die Priorin mit ruhigen Worten und entließ sie mit einem Lächeln.
Mit gesenktem Haupt ging sie zurück in ihre Kammer, nahm den Schlüssel und öffnete den großen Beutel mit Marias "Plunder". Den Inhalt breitete sie auf ihrer Pritsche aus. Neben einigen einfachen Gewändern waren Ausrüstungsgegenstände dabei, die sie sich kaum traute, zu berühren: Ringe von einzigartiger Feinheit, Schmuckstücke die große magische Energie ausstrahlten, aber auch Kleider deren Wert sie nur erahnen konnte. Vergeblich versuchte sich Lillie vorzustellen, dass Maria diese Dinge einst getragen hatte. Ein einfaches weißes Kleid erschien ihr passend und sie räumte die anderen Stücke sorgfältig zurück in den Beutel. Das Kleid war ungewohnt für sie, da sie stets nur praktische Arbeit gewohnt war und ging unsicher zurück zur Priorin.
Die Priorin sah auf und lächelte anerkennend, als sie Lillies Kleid sah. "Eine gute Wahl, Marias Rüstung wäre sicherlich etwas unangemessen für eine Novizin". Lillie begann, sich in ihrer Haut etwas wohler zu fühlen und bald bestürmte sie die Priorin mit Fragen über Maria und ihre Erbschaft sowie zu Ihrer Ausbildung zur Priesterin. Die Priorin winkte lachend ab und bat Lillie, sich zu setzen.
Geschwind setzte sie sich auf den nächsten Schemel und wartete mit geröteten Wangen auf die Erklärungen. Die Priorin saß aber völlig ungerührt an ihrem Schreibtisch, las Briefe und verfasste Antworten. Lillie verstand die Welt nicht mehr, sie war doch jetzt bereit - warum begann die Priorin nicht mit der Ausbildung? Plötzlich fiel Lillie ihr Fehler auf; die drei Grundtugenden der Priester, wie oft hatte sie davon in der Abtei gehört: Respekt, Geduld und Mitgefühl, wie konnte sie nur all das so schnell vergessen? Sie wurde ruhiger, beobachtete die ausgeglichene Art der Priorin, die schöne geschwungene Schrift, mit der Pergament um Pergament gefüllt wurden und langsam breitete sich ein ruhiges Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Ihre Gedanken gingen wieder in die Abtei zurück, zu den langen Gesprächen mit dem Prior.
Respekt
Sie war sich ganz sicher, dass sie dieser Tugend eher im Übermaß gerecht würde, bis der Prior ihr erklärte, dass Respekt so wie sie ihn verstand nur ein kleiner Teil des Ganzen sei. Respekt im Sinne der Lehre gilt der ganzen Welt - besonders dem Schwächeren und dem Verletzlichen. Das Glück des Einzelnen zu mehren, mehrt das Glück der Welt. Das Glück des Einzelnen zu zerstören macht auch die Welt unglücklicher.
Geduld
Während die Welt den Einzelnen in einem Moment verändern kann, kann es ein Leben dauern, bis der Einzelne Veränderungen in der Welt erreicht. Übereifer schadet of mehr als er nutzt. Die Welt und der Einzelne beeinflussen sich gegenseitig, auch wenn der Effekt des Einzelnen klein ist, so ist er doch vorhanden und stetes gradliniges Handeln zeigt auch irgendwann Wirkung.
Mitgefühl
Eine der wichtigsten Tugenden, die Lillie in Ihrer Zeit im Kloster brauchte; aber auch hier gilt, jeder Übereifer kann die positiven Wirkungen zunichte machen. Mitgefühl muss vorsichtig dosiert werden. Es gilt den Einzelnen zu stärken und nicht, ihm sein Leben aus den Händen zu nehmen.
So viele Nächte hatte sie in Gesprächen mit den anderen Brüdern, mit dem Lesen der alten Schriften und auch einfach nur in Gedanken verbracht, dass Ihr diese drei Grundtugenden zu einem wichtigen Teil des Selbst geworden waren.
"Lillie?", die Stimme der Priorin holte sie zurück in die Realität. Verlegen blickte sie auf, weil ihr Verhalten vielleicht keinen guten Eindruck gemacht hatte, aber die Priorin lächelte offen und fragte woran sie gedacht habe. Lillie entschuldigte sich für ihren Übereifer und erzählte von ihren Erfahrungen im Kloster. Die Priorin lächelte anerkennend und begann nun ein Gespräch, dass in alle Tiefen ihrer Seele leuchtete. Stunden vergingen wie im Fluge und am Ende stand die Priorin auf, bat Lillie zu warten und verließ den Raum.
Nach etwa einer halben Stunde kam die Priorin in Begleitung eines Priesters zurück. Der Priester trug eine formelle Robe und sein Auftreten erinnerte sehr an den Abt aus Nordhain. Der Priester stellte sich als Bischof von Sturmwind vor. Die Priorin erklärte Lillie, dass es nach den vorausgegangenen Gesprächen nicht möglich sei, sie als Novizin aufzunehmen. Ihre Welt stürzte ein aber sie beherrschte sich und schlug nur die Augen nieder.
Der Bischof lächelte und sah die Priorin ein wenig vorwurfsvoll an: "Ich muss mich der Priorin anschließen. Du hast in den langen Gesprächen bewiesen, dass Du sicher nicht als Novizin in die Kirche eintreten kannst. Doch lass es mich erklären. Von Novizen erwarte ich nicht viel; einen wachen Geist sicherlich, ein gutes Herz und den Willen, sich dem Licht zu nähern." Sie schaute verständnislos, waren das nicht Tugenden sie sie mitbrachte? "Nach dem, was die Priorin berichtet und nach Studium der Schreiben des Abtes von Nordhain und unserer lieben verstorbenen Maria, bin ich zu einem Entschluss gekommen. Lillie, ich ernenne Dich Kraft meines Amtes als Bischof von Sturmwind zur Priesterin des Lichts."
Es verschlug ihr die Sprache, sie versuchte etwas zu sagen aber sie schnappte nur nach Luft. Als sie sich wieder etwas gesammelt hatte setzte sie neu an: ".. aber ich bin doch keine Priesterin, ich weiß doch fast nichts, ich brauche doch Ausbildung ..". Die Priorin unterbrach sie, "Dein bisheriges Leben war die beste Ausbildung, die sich eine Priesterin des Lichts wünschen könnte. Du hattest alle Lehrer, die du brauchtest und du könntest mit deinem Wissen so manche gestandene Priesterin in Verlegenheit bringen. Was dir vielleicht noch fehlt ist Erfahrung, aber die Erfahrung gewährt dir das Leben. Du kannst in der Kathedrale bleiben, solange es Dir sinnvoll erscheint, aber Du solltest deinen Weg nun als Priesterin gehen und Dich nicht länger unter den Novizen verstecken."
Am nächsten Morgen ging Lillie zur Priorin, um mit ihr über die Pflichten und den Weg der Novizen zu sprechen. Die Priorin sah sie so überrascht an, dass sie ganz irritiert mitten im Satz verstummte. "Wo ist deine Kleidung?", fragte die Priorin. Sie sah an sich herunter und konnte nichts Ungewöhnliches feststellen, sie trug einen sauberen Kittel und ihre Schürze und schaute fragend zur Priorin. "Habt Ihr etwa noch gar nicht in den Beutel gesehen? Maria hat Euch Dinge hinterlassen, deren Wert ihr heute vielleicht noch nicht ermessen könnt. Ich kann Euch versichern, jeder Priester der Kathedrale wäre stolz, eine solche Ausrüstung sein eigen nennen zu dürfen. Geht in eure Kammer und kleidet Euch, wie es sich geziemt", sprach die Priorin mit ruhigen Worten und entließ sie mit einem Lächeln.
Mit gesenktem Haupt ging sie zurück in ihre Kammer, nahm den Schlüssel und öffnete den großen Beutel mit Marias "Plunder". Den Inhalt breitete sie auf ihrer Pritsche aus. Neben einigen einfachen Gewändern waren Ausrüstungsgegenstände dabei, die sie sich kaum traute, zu berühren: Ringe von einzigartiger Feinheit, Schmuckstücke die große magische Energie ausstrahlten, aber auch Kleider deren Wert sie nur erahnen konnte. Vergeblich versuchte sich Lillie vorzustellen, dass Maria diese Dinge einst getragen hatte. Ein einfaches weißes Kleid erschien ihr passend und sie räumte die anderen Stücke sorgfältig zurück in den Beutel. Das Kleid war ungewohnt für sie, da sie stets nur praktische Arbeit gewohnt war und ging unsicher zurück zur Priorin.
Die Priorin sah auf und lächelte anerkennend, als sie Lillies Kleid sah. "Eine gute Wahl, Marias Rüstung wäre sicherlich etwas unangemessen für eine Novizin". Lillie begann, sich in ihrer Haut etwas wohler zu fühlen und bald bestürmte sie die Priorin mit Fragen über Maria und ihre Erbschaft sowie zu Ihrer Ausbildung zur Priesterin. Die Priorin winkte lachend ab und bat Lillie, sich zu setzen.
Geschwind setzte sie sich auf den nächsten Schemel und wartete mit geröteten Wangen auf die Erklärungen. Die Priorin saß aber völlig ungerührt an ihrem Schreibtisch, las Briefe und verfasste Antworten. Lillie verstand die Welt nicht mehr, sie war doch jetzt bereit - warum begann die Priorin nicht mit der Ausbildung? Plötzlich fiel Lillie ihr Fehler auf; die drei Grundtugenden der Priester, wie oft hatte sie davon in der Abtei gehört: Respekt, Geduld und Mitgefühl, wie konnte sie nur all das so schnell vergessen? Sie wurde ruhiger, beobachtete die ausgeglichene Art der Priorin, die schöne geschwungene Schrift, mit der Pergament um Pergament gefüllt wurden und langsam breitete sich ein ruhiges Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Ihre Gedanken gingen wieder in die Abtei zurück, zu den langen Gesprächen mit dem Prior.
Respekt
Sie war sich ganz sicher, dass sie dieser Tugend eher im Übermaß gerecht würde, bis der Prior ihr erklärte, dass Respekt so wie sie ihn verstand nur ein kleiner Teil des Ganzen sei. Respekt im Sinne der Lehre gilt der ganzen Welt - besonders dem Schwächeren und dem Verletzlichen. Das Glück des Einzelnen zu mehren, mehrt das Glück der Welt. Das Glück des Einzelnen zu zerstören macht auch die Welt unglücklicher.
Geduld
Während die Welt den Einzelnen in einem Moment verändern kann, kann es ein Leben dauern, bis der Einzelne Veränderungen in der Welt erreicht. Übereifer schadet of mehr als er nutzt. Die Welt und der Einzelne beeinflussen sich gegenseitig, auch wenn der Effekt des Einzelnen klein ist, so ist er doch vorhanden und stetes gradliniges Handeln zeigt auch irgendwann Wirkung.
Mitgefühl
Eine der wichtigsten Tugenden, die Lillie in Ihrer Zeit im Kloster brauchte; aber auch hier gilt, jeder Übereifer kann die positiven Wirkungen zunichte machen. Mitgefühl muss vorsichtig dosiert werden. Es gilt den Einzelnen zu stärken und nicht, ihm sein Leben aus den Händen zu nehmen.
So viele Nächte hatte sie in Gesprächen mit den anderen Brüdern, mit dem Lesen der alten Schriften und auch einfach nur in Gedanken verbracht, dass Ihr diese drei Grundtugenden zu einem wichtigen Teil des Selbst geworden waren.
"Lillie?", die Stimme der Priorin holte sie zurück in die Realität. Verlegen blickte sie auf, weil ihr Verhalten vielleicht keinen guten Eindruck gemacht hatte, aber die Priorin lächelte offen und fragte woran sie gedacht habe. Lillie entschuldigte sich für ihren Übereifer und erzählte von ihren Erfahrungen im Kloster. Die Priorin lächelte anerkennend und begann nun ein Gespräch, dass in alle Tiefen ihrer Seele leuchtete. Stunden vergingen wie im Fluge und am Ende stand die Priorin auf, bat Lillie zu warten und verließ den Raum.
Nach etwa einer halben Stunde kam die Priorin in Begleitung eines Priesters zurück. Der Priester trug eine formelle Robe und sein Auftreten erinnerte sehr an den Abt aus Nordhain. Der Priester stellte sich als Bischof von Sturmwind vor. Die Priorin erklärte Lillie, dass es nach den vorausgegangenen Gesprächen nicht möglich sei, sie als Novizin aufzunehmen. Ihre Welt stürzte ein aber sie beherrschte sich und schlug nur die Augen nieder.
Der Bischof lächelte und sah die Priorin ein wenig vorwurfsvoll an: "Ich muss mich der Priorin anschließen. Du hast in den langen Gesprächen bewiesen, dass Du sicher nicht als Novizin in die Kirche eintreten kannst. Doch lass es mich erklären. Von Novizen erwarte ich nicht viel; einen wachen Geist sicherlich, ein gutes Herz und den Willen, sich dem Licht zu nähern." Sie schaute verständnislos, waren das nicht Tugenden sie sie mitbrachte? "Nach dem, was die Priorin berichtet und nach Studium der Schreiben des Abtes von Nordhain und unserer lieben verstorbenen Maria, bin ich zu einem Entschluss gekommen. Lillie, ich ernenne Dich Kraft meines Amtes als Bischof von Sturmwind zur Priesterin des Lichts."
Es verschlug ihr die Sprache, sie versuchte etwas zu sagen aber sie schnappte nur nach Luft. Als sie sich wieder etwas gesammelt hatte setzte sie neu an: ".. aber ich bin doch keine Priesterin, ich weiß doch fast nichts, ich brauche doch Ausbildung ..". Die Priorin unterbrach sie, "Dein bisheriges Leben war die beste Ausbildung, die sich eine Priesterin des Lichts wünschen könnte. Du hattest alle Lehrer, die du brauchtest und du könntest mit deinem Wissen so manche gestandene Priesterin in Verlegenheit bringen. Was dir vielleicht noch fehlt ist Erfahrung, aber die Erfahrung gewährt dir das Leben. Du kannst in der Kathedrale bleiben, solange es Dir sinnvoll erscheint, aber Du solltest deinen Weg nun als Priesterin gehen und Dich nicht länger unter den Novizen verstecken."
Suche nicht den Weg zum Frieden, Frieden ist der Weg
Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts
Die Priesterin
"Priesterin Lillie; Lillie, Priesterin des Lichts", in ihren Ohren hörte sich das unglaublich fremd an. Am Liebsten hätte sie ihren Heilerkittel wieder angezogen, die Schürze umgebunden und ihre Arbeit in der Verbandsstube wieder aufgenommen. Wie sollte sie den Erwartungen gerecht werden - die von nun an - an Sie gestellt werden würden? Was sollte sie Gläubigen sagen, die mit Fragen kamen? Wie würden sie die andern Priester behandeln? Sir beschloss, sich Hilfe zu holen und ging durch das große Stadttor.
Wie schon beim ersten Mal sammelte sie einen Strauß Wiesenblumen und ging zu Marias Grab. Die Stille, das sanfte Licht und die Erinnerung an die alte Heilerin, die mit beiden Beinen so gut im Leben stand, halfen Lillie auch jetzt wieder, zu ihrem Gleichgewicht zurückzufinden. Sie verbrachte einige Zeit am Grab und ging gestärkt zur Kathedrale zurück.
"Priesterin, ihr müsst helfen", mit diesen Worten wurde sie schon vor dem Portal der Kathedrale von einem Krieger in voller Kampfausrüstung empfangen. In Westfall hätte es ein Scharmützel gegeben, viele Verletzte hätte es gegeben und auch eine Heilerin wäre schwer verletzt worden. Lillie widerstand ihrem ersten Impuls, gleich loszulaufen und zu helfen, sondern überlegte zunächst. Sie bat den Krieger, einen Moment zu warten und stürzte in die Kathedrale. Es war niemand da, der ihr hätte helfen können. Lillie lief weiter in ihre Kammer, ohne weiteres Zögern öffnete sie Marias Beutel und legte die Ausrüstung an, die Maria ihr hinterlassen hatte.
Mit dem Krieger lief sie dann zur Greifenstation und es ging nach Westfall. Während des Fluges wurde ihr bewusst, was sie im Begriff zu tun war. Hier galt es nicht nur Verbände zu wechseln, sie würde vielleicht mitten in Kampfhandlungen den Schutz der Verletzten übernehmen müssen. Sie wusste, dass die Ausrüstung ihre bescheidenen Fähigkeiten steigern konnte, aber Schutz- und Heilzauber zu wirken, war eigentlich nie von ihr verlangt worden. Sie hatte es das eine oder andere Mal wohl probiert, aber die Erfolge waren immer bescheiden geblieben. Seit sie die Ausrüstung angelegt hatte fühlte sie allerdings, dass ihre Kräfte wuchsen.
In Westfall ging alles sehr schnell. Der Krieger führte sie sofort zu dem Trupp mit den Verletzten. Lillie arbeitete ruhig und konzentriert. Als sie versuchte, einen Heilzauber auf die schwerverletzte Heilerin zu wirken, bekam sie zum ersten Mal die Kraft zu spüren, die ihr durch Marias Ausrüstung zufloss. Nach kurzer Zeit waren alle Verletzten versorgt und der Krieger blieb bei dem Trupp, um sie vor weiteren Angriffen zu schützen.
Es war ein gutes Gefühl, der erste Einsatz im Feld war ohne größere Fehler gelungen. Sie konnte einigen Leuten helfen und ihnen ihre Schmerzen nehmen. Zurück in der Kathedrale wurde sie sich der Anstrengungen der letzten Stunden bewusst und fiel in ihrer Kammer schnell in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Am nächsten Morgen machte sie sich auf, um der alten Heilerin zu danken. "Ich weiß noch nicht, wie ich es schaffe aber ich bin mir inzwischen ganz sicher, dass ich es schaffe", sagte sie mit fester Stimmer am Grab, "Maria, du hast schon in dem kleinen halb verhungerten Mädchen in Sturmwind das gesehen, was ich jetzt wohl wirklich werden kann: Eine Priesterin des Lichts. Danke Maria, ich werde versuchen deinen Weg fortzusetzen."
"Priesterin Lillie; Lillie, Priesterin des Lichts", in ihren Ohren hörte sich das unglaublich fremd an. Am Liebsten hätte sie ihren Heilerkittel wieder angezogen, die Schürze umgebunden und ihre Arbeit in der Verbandsstube wieder aufgenommen. Wie sollte sie den Erwartungen gerecht werden - die von nun an - an Sie gestellt werden würden? Was sollte sie Gläubigen sagen, die mit Fragen kamen? Wie würden sie die andern Priester behandeln? Sir beschloss, sich Hilfe zu holen und ging durch das große Stadttor.
Wie schon beim ersten Mal sammelte sie einen Strauß Wiesenblumen und ging zu Marias Grab. Die Stille, das sanfte Licht und die Erinnerung an die alte Heilerin, die mit beiden Beinen so gut im Leben stand, halfen Lillie auch jetzt wieder, zu ihrem Gleichgewicht zurückzufinden. Sie verbrachte einige Zeit am Grab und ging gestärkt zur Kathedrale zurück.
"Priesterin, ihr müsst helfen", mit diesen Worten wurde sie schon vor dem Portal der Kathedrale von einem Krieger in voller Kampfausrüstung empfangen. In Westfall hätte es ein Scharmützel gegeben, viele Verletzte hätte es gegeben und auch eine Heilerin wäre schwer verletzt worden. Lillie widerstand ihrem ersten Impuls, gleich loszulaufen und zu helfen, sondern überlegte zunächst. Sie bat den Krieger, einen Moment zu warten und stürzte in die Kathedrale. Es war niemand da, der ihr hätte helfen können. Lillie lief weiter in ihre Kammer, ohne weiteres Zögern öffnete sie Marias Beutel und legte die Ausrüstung an, die Maria ihr hinterlassen hatte.
Mit dem Krieger lief sie dann zur Greifenstation und es ging nach Westfall. Während des Fluges wurde ihr bewusst, was sie im Begriff zu tun war. Hier galt es nicht nur Verbände zu wechseln, sie würde vielleicht mitten in Kampfhandlungen den Schutz der Verletzten übernehmen müssen. Sie wusste, dass die Ausrüstung ihre bescheidenen Fähigkeiten steigern konnte, aber Schutz- und Heilzauber zu wirken, war eigentlich nie von ihr verlangt worden. Sie hatte es das eine oder andere Mal wohl probiert, aber die Erfolge waren immer bescheiden geblieben. Seit sie die Ausrüstung angelegt hatte fühlte sie allerdings, dass ihre Kräfte wuchsen.
In Westfall ging alles sehr schnell. Der Krieger führte sie sofort zu dem Trupp mit den Verletzten. Lillie arbeitete ruhig und konzentriert. Als sie versuchte, einen Heilzauber auf die schwerverletzte Heilerin zu wirken, bekam sie zum ersten Mal die Kraft zu spüren, die ihr durch Marias Ausrüstung zufloss. Nach kurzer Zeit waren alle Verletzten versorgt und der Krieger blieb bei dem Trupp, um sie vor weiteren Angriffen zu schützen.
Es war ein gutes Gefühl, der erste Einsatz im Feld war ohne größere Fehler gelungen. Sie konnte einigen Leuten helfen und ihnen ihre Schmerzen nehmen. Zurück in der Kathedrale wurde sie sich der Anstrengungen der letzten Stunden bewusst und fiel in ihrer Kammer schnell in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Am nächsten Morgen machte sie sich auf, um der alten Heilerin zu danken. "Ich weiß noch nicht, wie ich es schaffe aber ich bin mir inzwischen ganz sicher, dass ich es schaffe", sagte sie mit fester Stimmer am Grab, "Maria, du hast schon in dem kleinen halb verhungerten Mädchen in Sturmwind das gesehen, was ich jetzt wohl wirklich werden kann: Eine Priesterin des Lichts. Danke Maria, ich werde versuchen deinen Weg fortzusetzen."
Zuletzt geändert von Líllie am 2. Dezember 2011, 14:40, insgesamt 1-mal geändert.
Suche nicht den Weg zum Frieden, Frieden ist der Weg
Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts
Die Reise nach Nagrand
Lillie steht an Marias Grab und schaut nachdenklich auf den Stein, der langsam von der Natur wieder in Besitz genommen wird. "Du bist mir immer noch so nah, Maria", lächelt Lillie, "habe ich Dir eigentlich schon von meiner Reise nach Nagrand erzählt?"
"Das große Tor
Schon vor einiger Zeit habe ich mich von der Feste Nethergard bis zum dunklen Portal geschlichen, habe allen Mut zusammengenommen und bin hineingetreten. Auf der anderen Seite des Tores ging es dann aber sehr schnell. Ich hatte nur einige Schritte bis zu einer große Treppe getan, als riesige Dämonen in großer Zahl auf mich zustürzten. Ich war sehr mutig aber ich hatte auch noch einen Teil meines Lebens vor mir und bin deshalb sofort umgekehrt und hatte mir vorgenommen dieses Tor nie wieder allein zu betreten.
Heute war es nun soweit. Nella, eine alte Freundin und gestandene Paladina hatte versprochen, mich zu begleiten und wir sind gemeinsam gestartet. Der Greifendienst brachte uns in die Feste Nethergarde und für die restliche Wegstrecke konnten wir Pferde in der Festung ausleihen. Die Lande bis zum großen Tor sind recht bedrückend, es ist eine dunkle Welt und die Tiere sind sehr gefährlich. Nella war sehr wachsam und so kamen wir ohne Kampf bis zum Wehrlager am großen Tor.
Das riesige Tor wirkte unglaublich einschüchternd, das dunkle Wabern in seinem Innern verhieß nichts Gutes und ich wollte die Reise am liebsten gleich hier beenden (aus Sorge um Nella!). Nach kurzem Zögern machten wir uns dann doch auf den Weg und durchschritten das Tor wie bei meinem ersten Besuch. Auf der anderen Seite hatte sich das Bild nicht verändert aber Nella erklärte mir, dass es eine befestigte Frontlinie gibt und dass eine sichere Greifenstation uns bis nach Shattrath bringen könne.
Shattrath
Ich folgte Nella vorsichtig zum Greifenmeister und wir konnten tatsächlich unbehelligt unseren Flug nach Shattrath antreten. Die Lande über die wir flogen waren bizarr und bevölkert mit Heerscharen von Dämonen, plötzlich tauchte eine Feste vor uns auf, Nella erklärte mir später, dass dies die Ehrenfeste war. Die Greife trugen uns nach diesem Orientierungspunkt weiter durch verwüstete Landschaften. Nachdem wir einen Gebirgszug überquerten änderte sich das Bild, die Wälder von Terokka taten sich auf. Aber auch hier herrschten dunkele Töne vor und so kam ich einigermaßen enttäuscht und bedrückt von der neuen Welt in Shattrath an.
Die trübe Stimmung, die mich inzwischen ergriffen hatte, ließ mich auch bei meiner Ankunft in Shattrath nicht los. Überall gab es verängstigte Flüchtlinge und Scharen von Bewaffneten übten sich auf offener Straße in den Kriegskünsten. Die Wachen in Shattrath waren riesige Dranei auf Reitelekks. Ich bat Nella, die Stadt schnell wieder zu verlassen, denn das eigentliche Ziel, das ich erreichen wollte war Nagrand. Ein friedvolles Land aus Grün, Weite und Licht, wenn man den Büchern Glauben schenken darf.
Nella wollte mich nun schnell durch eine riesige Halle zum Stadttor nach Nagrand führen als ich plötzlich wie gebannt stehen bleiben musste. Es traf mich wie ein Blitz, mitten in dieser riesigen aber tristen Halle stand ein Lichtwesen der Naaru. Einige Draenei hatte mir schon von den Naaru berichtet aber ich hatte Ihre Erzählungen immer dem Bereich der Sagen und Märchen zugeordnet. Ich stand wie hypnotisiert mitten in dieser Halle und konnte den Blick nicht von diesem Wesen aus reinem Licht abwenden. Nella war sehr verständnisvoll und gab mir ein wenig Zeit bevor sie mich fragte ob wir doch noch länger in Shattrath bleiben sollten.
Nellas Frage rief mich in die Realität zurück und ich beschloss, die Stadt später noch einmal zu besuchen um mehr über die Naaru zu erfahren. Wir setzten also unseren Weg durch die Stadt fort und gelangten über riesige Terrassenanlagen mit magischen Plattformen zum Stadttor nach Nagrand.
Nagrand
Meine Vorfreude wurde nicht enttäuscht. Schon auf den ersten Schritten in das grüne Nagrand wurde die gewaltige Weite des Landes deutlich. Noch nie habe ich eine so lichtdurchflutete Landschaft gesehen. Gleich hinter dem Stadttor sahen wir auch die ersten Tiere die dieses Land bevölkerten. Freilebende Elekks streiften durch die Savanne, riesige Grollhufe weideten friedlich, dazwischen die wunderschönen Hirsche. Die friedvolle Atmosphäre wurde nur von einigen Elementaren unterbrochen, denen wir weiträumig auswichen.
Der zweite Makel dieses Paradieses war das erste große Gebäude auf das wir trafen. Eine Arena, ein Tempel der Gewalt. Welches entartete Hirn baut so etwas in diese Umgebung?
Die Landschaft in Nagrand war einfach großartig, wir streiften durch mannshohe Gräser bis zu einem kleinen See an dem wir eine kleine Pause machten. Meine Füße freuten sich über das kühle Wasser und Nella zauberte aus ihren Taschen einige Köstlichkeiten. Gestärkt durch Nellas Proviant machten wir uns dann wieder auf den Weg. Ich fragte Nella ob es denn in Nagrand auch Städte gibt und sie wies nur lächelnd auf das Schild am Wegrand. Telaar, der Name hatte einen angenehmen Klang doch in meiner Stimmung wäre ich Nella wohl auch nach Ogrimmar gefolgt. Die Stadt hatte nicht viele und keine besonders beeindruckenden Gebäude, aber als ich die Terrasse oberhalb des tiefeingeschnittenen Flusses betrat, hat mich Nella angesprochen weil sie Angst hatte, dass mir gleich die Augen aus dem Kopf fallen, wenn ich sie weiter so weit ausreißen würde.
Von der Terrasse konnte man fast ganz Nagrand übersehen, der Anblick war mehr als atemberaubend. Tiefe Schluchten mit Wasserläufen, die weiten Ebenen und das erstaunlichste von allem waren schwebende Inseln, von denen Wasserfälle auf das Land regneten. Ich denke alle Wesen, die an ihrem Glauben zweifeln, sollten sich auf diese Terrasse stellen und einen Blick auf die Welt tun. Man fühlt sich wieder so klein und der Anblick gibt sofort das Vertrauen in die Schöpfung und das Licht zurück.
Zum Glück hatte ich Nella bei mir, die mich nach einiger Zeit lachend in die Realität zurückholte. Sie hatte uns in Telaar ein Zimmer gemietet und wir verbrachten die Nacht in der Stadt mit der atemberaubendsten Aussicht der Welt."
Lillie wischt eine Spinne von der Inschrift im Grabstein und lächelte "Die Welt ist großartig, Maria, ich komme bald wieder und erzähl Dir mehr davon". Lillie richtet die frischen Blumen in der Vase, spricht ein Gebet und geht zurück zur Kathedrale
Lillie steht an Marias Grab und schaut nachdenklich auf den Stein, der langsam von der Natur wieder in Besitz genommen wird. "Du bist mir immer noch so nah, Maria", lächelt Lillie, "habe ich Dir eigentlich schon von meiner Reise nach Nagrand erzählt?"
"Das große Tor
Schon vor einiger Zeit habe ich mich von der Feste Nethergard bis zum dunklen Portal geschlichen, habe allen Mut zusammengenommen und bin hineingetreten. Auf der anderen Seite des Tores ging es dann aber sehr schnell. Ich hatte nur einige Schritte bis zu einer große Treppe getan, als riesige Dämonen in großer Zahl auf mich zustürzten. Ich war sehr mutig aber ich hatte auch noch einen Teil meines Lebens vor mir und bin deshalb sofort umgekehrt und hatte mir vorgenommen dieses Tor nie wieder allein zu betreten.
Heute war es nun soweit. Nella, eine alte Freundin und gestandene Paladina hatte versprochen, mich zu begleiten und wir sind gemeinsam gestartet. Der Greifendienst brachte uns in die Feste Nethergarde und für die restliche Wegstrecke konnten wir Pferde in der Festung ausleihen. Die Lande bis zum großen Tor sind recht bedrückend, es ist eine dunkle Welt und die Tiere sind sehr gefährlich. Nella war sehr wachsam und so kamen wir ohne Kampf bis zum Wehrlager am großen Tor.
Das riesige Tor wirkte unglaublich einschüchternd, das dunkle Wabern in seinem Innern verhieß nichts Gutes und ich wollte die Reise am liebsten gleich hier beenden (aus Sorge um Nella!). Nach kurzem Zögern machten wir uns dann doch auf den Weg und durchschritten das Tor wie bei meinem ersten Besuch. Auf der anderen Seite hatte sich das Bild nicht verändert aber Nella erklärte mir, dass es eine befestigte Frontlinie gibt und dass eine sichere Greifenstation uns bis nach Shattrath bringen könne.
Shattrath
Ich folgte Nella vorsichtig zum Greifenmeister und wir konnten tatsächlich unbehelligt unseren Flug nach Shattrath antreten. Die Lande über die wir flogen waren bizarr und bevölkert mit Heerscharen von Dämonen, plötzlich tauchte eine Feste vor uns auf, Nella erklärte mir später, dass dies die Ehrenfeste war. Die Greife trugen uns nach diesem Orientierungspunkt weiter durch verwüstete Landschaften. Nachdem wir einen Gebirgszug überquerten änderte sich das Bild, die Wälder von Terokka taten sich auf. Aber auch hier herrschten dunkele Töne vor und so kam ich einigermaßen enttäuscht und bedrückt von der neuen Welt in Shattrath an.
Die trübe Stimmung, die mich inzwischen ergriffen hatte, ließ mich auch bei meiner Ankunft in Shattrath nicht los. Überall gab es verängstigte Flüchtlinge und Scharen von Bewaffneten übten sich auf offener Straße in den Kriegskünsten. Die Wachen in Shattrath waren riesige Dranei auf Reitelekks. Ich bat Nella, die Stadt schnell wieder zu verlassen, denn das eigentliche Ziel, das ich erreichen wollte war Nagrand. Ein friedvolles Land aus Grün, Weite und Licht, wenn man den Büchern Glauben schenken darf.
Nella wollte mich nun schnell durch eine riesige Halle zum Stadttor nach Nagrand führen als ich plötzlich wie gebannt stehen bleiben musste. Es traf mich wie ein Blitz, mitten in dieser riesigen aber tristen Halle stand ein Lichtwesen der Naaru. Einige Draenei hatte mir schon von den Naaru berichtet aber ich hatte Ihre Erzählungen immer dem Bereich der Sagen und Märchen zugeordnet. Ich stand wie hypnotisiert mitten in dieser Halle und konnte den Blick nicht von diesem Wesen aus reinem Licht abwenden. Nella war sehr verständnisvoll und gab mir ein wenig Zeit bevor sie mich fragte ob wir doch noch länger in Shattrath bleiben sollten.
Nellas Frage rief mich in die Realität zurück und ich beschloss, die Stadt später noch einmal zu besuchen um mehr über die Naaru zu erfahren. Wir setzten also unseren Weg durch die Stadt fort und gelangten über riesige Terrassenanlagen mit magischen Plattformen zum Stadttor nach Nagrand.
Nagrand
Meine Vorfreude wurde nicht enttäuscht. Schon auf den ersten Schritten in das grüne Nagrand wurde die gewaltige Weite des Landes deutlich. Noch nie habe ich eine so lichtdurchflutete Landschaft gesehen. Gleich hinter dem Stadttor sahen wir auch die ersten Tiere die dieses Land bevölkerten. Freilebende Elekks streiften durch die Savanne, riesige Grollhufe weideten friedlich, dazwischen die wunderschönen Hirsche. Die friedvolle Atmosphäre wurde nur von einigen Elementaren unterbrochen, denen wir weiträumig auswichen.
Der zweite Makel dieses Paradieses war das erste große Gebäude auf das wir trafen. Eine Arena, ein Tempel der Gewalt. Welches entartete Hirn baut so etwas in diese Umgebung?
Die Landschaft in Nagrand war einfach großartig, wir streiften durch mannshohe Gräser bis zu einem kleinen See an dem wir eine kleine Pause machten. Meine Füße freuten sich über das kühle Wasser und Nella zauberte aus ihren Taschen einige Köstlichkeiten. Gestärkt durch Nellas Proviant machten wir uns dann wieder auf den Weg. Ich fragte Nella ob es denn in Nagrand auch Städte gibt und sie wies nur lächelnd auf das Schild am Wegrand. Telaar, der Name hatte einen angenehmen Klang doch in meiner Stimmung wäre ich Nella wohl auch nach Ogrimmar gefolgt. Die Stadt hatte nicht viele und keine besonders beeindruckenden Gebäude, aber als ich die Terrasse oberhalb des tiefeingeschnittenen Flusses betrat, hat mich Nella angesprochen weil sie Angst hatte, dass mir gleich die Augen aus dem Kopf fallen, wenn ich sie weiter so weit ausreißen würde.
Von der Terrasse konnte man fast ganz Nagrand übersehen, der Anblick war mehr als atemberaubend. Tiefe Schluchten mit Wasserläufen, die weiten Ebenen und das erstaunlichste von allem waren schwebende Inseln, von denen Wasserfälle auf das Land regneten. Ich denke alle Wesen, die an ihrem Glauben zweifeln, sollten sich auf diese Terrasse stellen und einen Blick auf die Welt tun. Man fühlt sich wieder so klein und der Anblick gibt sofort das Vertrauen in die Schöpfung und das Licht zurück.
Zum Glück hatte ich Nella bei mir, die mich nach einiger Zeit lachend in die Realität zurückholte. Sie hatte uns in Telaar ein Zimmer gemietet und wir verbrachten die Nacht in der Stadt mit der atemberaubendsten Aussicht der Welt."
Lillie wischt eine Spinne von der Inschrift im Grabstein und lächelte "Die Welt ist großartig, Maria, ich komme bald wieder und erzähl Dir mehr davon". Lillie richtet die frischen Blumen in der Vase, spricht ein Gebet und geht zurück zur Kathedrale
Suche nicht den Weg zum Frieden, Frieden ist der Weg
Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts
"Der Stolz Gnomergans"
Herbstlaub liegt überall auf den Wegen und das Rascheln der bunten Blätter auf dem Weg zu Maria vertreibt die Gedanken an die vielen, kleinen alltäglichen Probleme. "Ich habe Dir diesmal eine andere Geschichte mitgebracht, Maria. Ich wurde gebeten eine etwas ungewöhnlich Taufe vorzunehmen". Die vorübergehenden Besucher des Friedhofs schauen etwas verwundert auf die Priesterin, die da vor einem Grab steht und wohl mit leiser Stimme Selbstgespräche führt, Lillie scheint es nicht zu bemerken.
"Lemu Blitzknip, der Name ist schon etwas ungewöhnlich aber die kleine Gnomin ist eine wirklich liebe Person. Ich kenne sie schon länger und wir hatten schon viele nette Gespräche. Vor einigen Tagen kam sie dann mit einer Bitte auf mich zu. Sie baut wohl mit einem größeren Stab Helfer an einer großen Maschine, die in den nächsten Tagen fertig gestellt werden sollte. Die Maschine steht in Eisenschmiede und sollte nach ihrer Fertigstellung offiziell eingeweiht werden.
Ihre Bitte war nun, dass ich die Maschine segnen sollte und wie sollte ich es ihr abschlagen? Sie brachte mir etwas Wasser aus dem Eiswellensee vor Gnomergan mit und ich segnete die Flasche mit dem Wasser in der Kathedrale. Soweit war ich also gut vorbereitet aber Lemu bestand darauf, die Reise nach Eisenschmiede mit der Tiefenbahn zu machen. Ich war noch nie in der Tiefenbahn aber Lemu ließ alle meine Bedenken (und es waren viele!) nicht gelten und bot an mich zu begleiten.
Gestern war es dann so weit, Lemu holte mich ab und wir gingen ins Zwergenviertel und dort durch den Eingang zu den Tunneln der Tiefenbahn. Manchmal meine ich, ich bin als Elfe mit zu kurzen Ohren geboren. Ich brauche die Natur oder zumindest einen Himmel über dem Kopf oder wenn es gar nicht anders geht, ein großes helles Gebäude wie die Kathedrale aber was nun kam, war so grundsätzlich anders.
Als erstes fiel mir der Geruch auf, es war eine Mischung mit vielen Bestandteilen. Da war der typische dumpfe Kellergeruch, nicht wirklich unangenehm aber eben Keller. Daneben war der Geruch der Maschinen, Dampfnebel gemischt mit einem Ölgeruch. Die dritte Komponente hätte ich hier gar nicht erwartet, es roch noch Meer. Lemu erklärte, dass der Tunnel streckenweise unter dem Meer verläuft, aber ich wollte erst einmal nicht weiter darüber nachdenken.
Die Umgebung war unglaublich spannend, überall bewegt sich etwas mit mehr oder weiniger leisen mechanischen Geräuschen, Kontrolllampen brannten und es waren erfreulich wenige rote Lampen dabei. Lemu hatte mir zuvor versichert, dass die Technik der Tiefenbahn sehr robust und störsicher ist. Die Tunnel und der Bahnhof zu dem wir kamen waren gut beleuchtet aber als heimliche Elfe fehlte mit doch das Sonnenlicht sehr.
Auf dem Weg zu den Bahnsteigen wehte plötzlich ein scharfer Luftzug durch den Bahnhof und der Meergeruch wurde stärker. Einen Moment später kam die Tiefenbahn hereingeschwebt. Ich war völlig verblüfft und Lemu lächelte sichtlich stolz, als sie meine erstaunten Augen sah.
Die Bahn hatte keine Räder, sondern schwebte tatsächlich ein gutes Stück über dem Boden. Lemu erklärte mir etwas von Magnetfeldern und Anziehung und Abstoßung aber ich war einfach nur zufrieden über das lautlose Gleiten und froh darüber, dass keine hochexplosiven Treibstoffe eingesetzt wurden.
Nachdem wir in einer Gondel Platz genommen hatten, schoss der Zug sofort los und ich konnte nur noch die Wände des Tunnels vorbei huschen sehen. Nach einer Weile ergab sich plötzlich ein atemberaubendes Panorama. Durch riesige Glasscheiben konnte man ins freie Meer blicken mit all den Lebewesen, die dort lebten. Der Anblick war so schön, dass ich meine Angst vor dieser Fahrt völlig vergaß. Ich weiß nicht wie lange die Fahrt dauerte aber es ging atemberaubend schnell und wir standen wieder auf dem Bahnhof.
Ich sah mich um und fragte Lemu etwas verwirrt, ob wir im Kreis gefahren seien aber sie sagte nur: "Willkommen in Eisenschmiede".
Eisenschmiede zu beschreiben ist schwierig. Die Gnome haben ein eigenes Viertel und es war auch das erste Viertel in das wir kamen, als wir die Tiefenbahn verließen. Die quirligen Kerlchen wuseln überall herum und obwohl sie unsere Sprache sprachen, verstand ich fast kein Wort von den Gesprächen in denen es nur um technische Probleme, neue Erfindungen und tragische Unfälle durch Verpuffungen und Explosionen ging.
Lemu führte mich in einer großen Runde durch die Stadt, die in einer riesigen Höhle angelegt wurde. Die verschiedenen Viertel wirkten auf mich alle etwas düster. Mir fehlte einfach das Sonnenlicht um die schönen Seiten der Stadt zu würdigen. Als Lemu meine Beklemmung bemerkte, führte sie mich durch das große Eingangstor und wir hatten eine wunderschöne Aussicht auf das verschneite Dun Morogh. Einige Minuten in der eisigen klaren Luft taten sehr gut und danach machte ich mich erfrischt wieder mit Lemu auf den Weg.
Im Zentrum von Eisenschmiede gab es eine riesige Halle, in der die große Schmiede betrieben wird. Die Hitze des geschmolzenen Metalls und der Rauch in der Halle waren unbeschreiblich aber die Zwerge schienen es zu lieben.
Neben der großen Schmiede wartete eine Gruppe Gnome auf uns und Lemu stellte mich ihren Freunden vor. Jetzt durfte ich auch einen Blick auf den Täufling werfen, es war ein Flugzeug, das nach Lemus Angaben 6 Personen tragen konnte. Alle waren sichtlich stolz auf ihr Werk und ich habe mich bemüht, der Taufe einen würdigen Rahmen zu geben.
Nach einer kurzen Ansprache (Gnome sind nicht sehr geduldig) schritt ich dann zur Taufe. Die Phiole mit dem geweihten Wasser zerbrach am Flugzeugrumpf und die Maschine erhielt den Namen "Stolz Gnomergans".
Gleich nach der Taufe wurde das Flugzeug startklar gemacht und mich lud man ein zum Jungfernflug. Glücklicherweise gab es viele Interessierte und ich konnte dankend ablehnen. Der Start des Flugzeugs verlief problemlos und ich konnte an Lemus Funkgerät die vielen "Aahhs" und "Oohs" der Fluggäste mithören.
Nach der Rückkehr der Maschine gab es noch eine kleine Feier, bei der sich dann auch überraschend viele Zwerge dazugesellten. Während die Zwerge zuvor alle ziemlich mürrisch und verschlossen wirkten, tauten die Mienen nach einigen Gläsern sichtbar auf und es wurde noch ein lustiger Abend."
Mit einem Schmunzeln im Gesicht bei der Erinnerung an die trinkfesten Zwerge macht sich Lillie wieder auf den Rückweg zur Kathedrale.
Herbstlaub liegt überall auf den Wegen und das Rascheln der bunten Blätter auf dem Weg zu Maria vertreibt die Gedanken an die vielen, kleinen alltäglichen Probleme. "Ich habe Dir diesmal eine andere Geschichte mitgebracht, Maria. Ich wurde gebeten eine etwas ungewöhnlich Taufe vorzunehmen". Die vorübergehenden Besucher des Friedhofs schauen etwas verwundert auf die Priesterin, die da vor einem Grab steht und wohl mit leiser Stimme Selbstgespräche führt, Lillie scheint es nicht zu bemerken.
"Lemu Blitzknip, der Name ist schon etwas ungewöhnlich aber die kleine Gnomin ist eine wirklich liebe Person. Ich kenne sie schon länger und wir hatten schon viele nette Gespräche. Vor einigen Tagen kam sie dann mit einer Bitte auf mich zu. Sie baut wohl mit einem größeren Stab Helfer an einer großen Maschine, die in den nächsten Tagen fertig gestellt werden sollte. Die Maschine steht in Eisenschmiede und sollte nach ihrer Fertigstellung offiziell eingeweiht werden.
Ihre Bitte war nun, dass ich die Maschine segnen sollte und wie sollte ich es ihr abschlagen? Sie brachte mir etwas Wasser aus dem Eiswellensee vor Gnomergan mit und ich segnete die Flasche mit dem Wasser in der Kathedrale. Soweit war ich also gut vorbereitet aber Lemu bestand darauf, die Reise nach Eisenschmiede mit der Tiefenbahn zu machen. Ich war noch nie in der Tiefenbahn aber Lemu ließ alle meine Bedenken (und es waren viele!) nicht gelten und bot an mich zu begleiten.
Gestern war es dann so weit, Lemu holte mich ab und wir gingen ins Zwergenviertel und dort durch den Eingang zu den Tunneln der Tiefenbahn. Manchmal meine ich, ich bin als Elfe mit zu kurzen Ohren geboren. Ich brauche die Natur oder zumindest einen Himmel über dem Kopf oder wenn es gar nicht anders geht, ein großes helles Gebäude wie die Kathedrale aber was nun kam, war so grundsätzlich anders.
Als erstes fiel mir der Geruch auf, es war eine Mischung mit vielen Bestandteilen. Da war der typische dumpfe Kellergeruch, nicht wirklich unangenehm aber eben Keller. Daneben war der Geruch der Maschinen, Dampfnebel gemischt mit einem Ölgeruch. Die dritte Komponente hätte ich hier gar nicht erwartet, es roch noch Meer. Lemu erklärte, dass der Tunnel streckenweise unter dem Meer verläuft, aber ich wollte erst einmal nicht weiter darüber nachdenken.
Die Umgebung war unglaublich spannend, überall bewegt sich etwas mit mehr oder weiniger leisen mechanischen Geräuschen, Kontrolllampen brannten und es waren erfreulich wenige rote Lampen dabei. Lemu hatte mir zuvor versichert, dass die Technik der Tiefenbahn sehr robust und störsicher ist. Die Tunnel und der Bahnhof zu dem wir kamen waren gut beleuchtet aber als heimliche Elfe fehlte mit doch das Sonnenlicht sehr.
Auf dem Weg zu den Bahnsteigen wehte plötzlich ein scharfer Luftzug durch den Bahnhof und der Meergeruch wurde stärker. Einen Moment später kam die Tiefenbahn hereingeschwebt. Ich war völlig verblüfft und Lemu lächelte sichtlich stolz, als sie meine erstaunten Augen sah.
Die Bahn hatte keine Räder, sondern schwebte tatsächlich ein gutes Stück über dem Boden. Lemu erklärte mir etwas von Magnetfeldern und Anziehung und Abstoßung aber ich war einfach nur zufrieden über das lautlose Gleiten und froh darüber, dass keine hochexplosiven Treibstoffe eingesetzt wurden.
Nachdem wir in einer Gondel Platz genommen hatten, schoss der Zug sofort los und ich konnte nur noch die Wände des Tunnels vorbei huschen sehen. Nach einer Weile ergab sich plötzlich ein atemberaubendes Panorama. Durch riesige Glasscheiben konnte man ins freie Meer blicken mit all den Lebewesen, die dort lebten. Der Anblick war so schön, dass ich meine Angst vor dieser Fahrt völlig vergaß. Ich weiß nicht wie lange die Fahrt dauerte aber es ging atemberaubend schnell und wir standen wieder auf dem Bahnhof.
Ich sah mich um und fragte Lemu etwas verwirrt, ob wir im Kreis gefahren seien aber sie sagte nur: "Willkommen in Eisenschmiede".
Eisenschmiede zu beschreiben ist schwierig. Die Gnome haben ein eigenes Viertel und es war auch das erste Viertel in das wir kamen, als wir die Tiefenbahn verließen. Die quirligen Kerlchen wuseln überall herum und obwohl sie unsere Sprache sprachen, verstand ich fast kein Wort von den Gesprächen in denen es nur um technische Probleme, neue Erfindungen und tragische Unfälle durch Verpuffungen und Explosionen ging.
Lemu führte mich in einer großen Runde durch die Stadt, die in einer riesigen Höhle angelegt wurde. Die verschiedenen Viertel wirkten auf mich alle etwas düster. Mir fehlte einfach das Sonnenlicht um die schönen Seiten der Stadt zu würdigen. Als Lemu meine Beklemmung bemerkte, führte sie mich durch das große Eingangstor und wir hatten eine wunderschöne Aussicht auf das verschneite Dun Morogh. Einige Minuten in der eisigen klaren Luft taten sehr gut und danach machte ich mich erfrischt wieder mit Lemu auf den Weg.
Im Zentrum von Eisenschmiede gab es eine riesige Halle, in der die große Schmiede betrieben wird. Die Hitze des geschmolzenen Metalls und der Rauch in der Halle waren unbeschreiblich aber die Zwerge schienen es zu lieben.
Neben der großen Schmiede wartete eine Gruppe Gnome auf uns und Lemu stellte mich ihren Freunden vor. Jetzt durfte ich auch einen Blick auf den Täufling werfen, es war ein Flugzeug, das nach Lemus Angaben 6 Personen tragen konnte. Alle waren sichtlich stolz auf ihr Werk und ich habe mich bemüht, der Taufe einen würdigen Rahmen zu geben.
Nach einer kurzen Ansprache (Gnome sind nicht sehr geduldig) schritt ich dann zur Taufe. Die Phiole mit dem geweihten Wasser zerbrach am Flugzeugrumpf und die Maschine erhielt den Namen "Stolz Gnomergans".
Gleich nach der Taufe wurde das Flugzeug startklar gemacht und mich lud man ein zum Jungfernflug. Glücklicherweise gab es viele Interessierte und ich konnte dankend ablehnen. Der Start des Flugzeugs verlief problemlos und ich konnte an Lemus Funkgerät die vielen "Aahhs" und "Oohs" der Fluggäste mithören.
Nach der Rückkehr der Maschine gab es noch eine kleine Feier, bei der sich dann auch überraschend viele Zwerge dazugesellten. Während die Zwerge zuvor alle ziemlich mürrisch und verschlossen wirkten, tauten die Mienen nach einigen Gläsern sichtbar auf und es wurde noch ein lustiger Abend."
Mit einem Schmunzeln im Gesicht bei der Erinnerung an die trinkfesten Zwerge macht sich Lillie wieder auf den Rückweg zur Kathedrale.
Suche nicht den Weg zum Frieden, Frieden ist der Weg
Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts
Eine Traumreise
Es ist kalt geworden in Sturmwind, die Sonne steht am klaren Himmel, aber ein eisiger Wind bläst vom Meer durch die Stadt. Lillie hat die Robe enger um sich gezogen und trägt die Haube tiefer im Gesicht, als sie sich auf den Weg macht zu Marias Grab.
"Heute ist mir nach einer Geschichte zum Aufwärmen", lächelt Lillie " sie liegt schon ein paar Wochen zurück aber ich denke sie ist trotzdem schön. Von Tyrgand habe ich Dir wohl noch gar nicht erzählt."
"Ein wunderschöner Abend in Sturmwind, die Sonne ging gerade über dem See hinter der Kathedrale unter, ich saß am Wasser und ließ meine Gedanken spazieren gehen. Tyrgand brauchte einige Versuche, um mich aus den Gedanken zu reißen, aber sein Besuch war natürlich eine schöne Überraschung. Er nahm mich einfach bei der Hand und wir gingen gemeinsam zum Hafen. Ich hätte gern gefragt was er vorhat aber ich hatte Angst, dass ich bei der Frage aufwache und der schöne Traum vorbei ist.
Wir gingen zu einem der Anlegestege und Tyrgand sah mich lächelnd an. Es war eine unwirkliche Stimmung, die Abenddämmerung, die Stille am Hafen und Tyrgand alles floss so harmonisch zusammen. Wir haben nur einige Minuten dort gestanden, als fast lautlos ein Schiff heranglitt, Elfen waren an Bord und ein Lächeln der Vorfreude stahl sich in mein Gesicht. Ich hatte Tyrgand schon vor einiger Zeit gefragt, ob wir nicht einmal die Elfenstadt Darnassus besuchen können. Jetzt war es wohl soweit.
Ich hatte viel über Darnassus gelesen, aber ich war mir sicher, dass keine der Beschreibungen die Atmosphäre einer solchen Stadt wiedergeben kann. Tyrgand und ich setzten uns wie Kinder vorn in die äußerste Bugspitze und genossen den Wind und die Gischt, die uns entgegenschlug. Viel zu schnell wurde die Glocke geläutet und der Kapitän kündigte an, dass wir bald anlegen würden.
Ich traute mich kaum, mit offenen Augen loszulaufen, so gespannt war ich auf die riesigen offenen Gebäude, die sanften Elfen und das allgegenwärtige Grün der Bäume. Der Steg der uns empfing war überraschend unscheinbar. Einige Trümmer im Wasser zeigten, dass wohl auch die Elfen von den Verheerungen getroffen wurden. Erschrocken schaute ich mich um und konnte nur ein einziges Gebäude erkennen.
Waren wir zu spät gekommen? Wie betäubt ließ ich mich von Tyrgand weiterführen und schaute traurig auf die vermeintlichen Reste einer Elfenstadt, von der ich so lange geträumt hatte. Tyrgands Lächeln gab mir Rätsel auf, verstand er meine Enttäuschung nicht? Unbeirrt ging er weiter auf einen kleinen Pavillon zu, aus dem ein rotes Leuchten drang. Erst im letzten Moment wurde mir klar, was das Leuchten bedeutete, es war ein Portal.
Als wir durch das Portal traten, wurden plötzlich alle meine Träume war, Darnassus - größer, schöner und majestätischer als ich es mir je ausgemalt hatte. Gebäude riesig und ohne Wände, mit einer Grundkonstruktion, die nicht gebaut sondern wie gewachsen wirkte. Die Stadt war nicht in eine Lichtung gebaut sondern die Lichtung war eine Stadt. Jetzt verstand ich die mitleidigen Blicke, wenn ich reisenden Elfen den Park in Sturmwind zeigte. Die Bäume hier in Darnassus waren so viel größer und schöner.
Auf dem Weg zum Mondtempel fragte ich mich, was den Unterschied ausmachte zur Kathedrale in Sturmwind. Natürlich sind die Gebäude nicht vergleichbar, aber der wesentliche Unterschied lag in der allgegenwärtigen Stimmung der Ruhe und des Friedens. Jetzt war es mir plötzlich klar. Ich hatte noch keinen Metallpanzer gesehen, keine Stahlstiefel, die über die Straßen poltern, kein militärischer Gruß, kein dumpfes Murmeln aus behelmten Köpfen.
Elune adore, der Gruß der Elfen war allgegenwärtig, ansonsten nur freundlicher Respekt. Etwas unsicher näherten wir uns dem Mondtempel. Da ich die Bräuche der Elfen nicht kannte, wusste ich nicht, ob uns das Betreten des Tempels erlaubt war. Die Schildwachen am Eingang nickten uns aber nur freundlich zu und so betraten wir den Tempel und setzten uns vor dem Mondbrunnen und einer riesigen Statue und versuchten das Bild in uns aufzufangen.
Erst beim Sitzen merkte ich, dass meine Hand immer noch in der von Tyrgand lag und ich lächelte ihn dankbar an. Seit unserer Ankunft hatten wir noch kein Wort geredet, aber ich war ihm noch nie so nah. Die Statue vor uns nahm unsere Blicke gefangen. Es muss schön sein, an eine Göttin zu glauben. Der Lichtglaube ist den Menschen so viel schwerer vermittelbar als solch ein wunderschönes Wesen.
Wir saßen eine Weile im Tempel, als ein Nachtelf uns begrüßte. Er stellte sich als Imrayon Klingenwind vor und fragte, ob wir Fragen hätten, oder ob er uns helfen könne (ich dachte traurig an unsere Wachen in Sturmwind: "Heh, warum steht er da rum?"). Ich war voller Fragen, aber ich getraute mich nicht, da mir so viel Grundwissen über den Glauben an Elune fehlte. Der Elf sah meine Verlegenheit und fing dann an von sich aus zu erzählen.
Die Statue stellte die erste Mondpriesterin dar und auf meine Frage nach einer Statue der Göttin lächelte er nur und sagte: "Warum Statuen bauen von Elune, wenn sie doch jede Nacht vom Himmel auf uns herablächelt." Ein Satz den ich wohl nie mehr vergessen werde. Der Elf beantwortete geduldig die Fragen, die mir auf dem Herzen brannten und am Ende fragte er, ob er uns die Stadt zeigen dürfte.
Gern nahmen wir sein Angebot an und er führte uns durch diesen Traum aus Farben und Weite. Ich habe von seinen Beschreibungen nicht viel mitbekommen, zu sehr gefangen war ich von der Stille, dem sanften Rauschen der Blätter und den zarten Lautenklängen, die aus einigen Gebäuden drangen - aber doch soviel, dass Darnassus auf dem Weltenbaum Teldrassil erbaut wurde. Tyrgand geleitete mich durch diesen Traum und lächelte wohl ein wenig über meine kindliche Freude an der wunderschönen Stadt.
Am Ende des Rundgangs standen wir vor den großen Katzen, die die Elfen als Reittiere nutzen. Ich war sofort in diese riesigen, starken und doch so sanften Wesen verliebt. Auf meine Frage an den Händler sagte er mir, dass es nur von mir abhänge, ob ich ein solches Tier reiten möchte. Auf meinen erstaunten Blick lächelte er und erklärte mir, dass ich mir das Vertrauen der Elfen erarbeiten müsste und ich beschloss wiederzukommen und daran zu arbeiten, denn die Tiere sind wunderschön.
Imrayon verabschiedete sich von uns mit einer Einladung zu einem Turnier in Darnassus. Ich antwortete, dass ich mir Turniere niemals ansehe wegen der Zurschaustellung von Gewalt. Er lächelte er nur und sagte er meine etwas ganz anders. Es ging um ein Turnier der schönen Künste, bei dem Gedichte, Geschichten und Musik um die Gunst des Publikums ringen. Wir dankten ihm für den unvergesslichen Tag in Darnassus und für die Einladung und wir machten uns, immer noch überwältigt von den Eindrücken, auf den Rückweg zu den Anlegestegen."
Lillie legt einen Strauß Herbstblumen auf das Grab, spricht ein leises Gebet und macht sich lächelnd wieder auf den Rückweg zur Kathedrale, der Wind hat sich gelegt und die Kälte scheint Lillie nicht mehr zu spüren.
Es ist kalt geworden in Sturmwind, die Sonne steht am klaren Himmel, aber ein eisiger Wind bläst vom Meer durch die Stadt. Lillie hat die Robe enger um sich gezogen und trägt die Haube tiefer im Gesicht, als sie sich auf den Weg macht zu Marias Grab.
"Heute ist mir nach einer Geschichte zum Aufwärmen", lächelt Lillie " sie liegt schon ein paar Wochen zurück aber ich denke sie ist trotzdem schön. Von Tyrgand habe ich Dir wohl noch gar nicht erzählt."
"Ein wunderschöner Abend in Sturmwind, die Sonne ging gerade über dem See hinter der Kathedrale unter, ich saß am Wasser und ließ meine Gedanken spazieren gehen. Tyrgand brauchte einige Versuche, um mich aus den Gedanken zu reißen, aber sein Besuch war natürlich eine schöne Überraschung. Er nahm mich einfach bei der Hand und wir gingen gemeinsam zum Hafen. Ich hätte gern gefragt was er vorhat aber ich hatte Angst, dass ich bei der Frage aufwache und der schöne Traum vorbei ist.
Wir gingen zu einem der Anlegestege und Tyrgand sah mich lächelnd an. Es war eine unwirkliche Stimmung, die Abenddämmerung, die Stille am Hafen und Tyrgand alles floss so harmonisch zusammen. Wir haben nur einige Minuten dort gestanden, als fast lautlos ein Schiff heranglitt, Elfen waren an Bord und ein Lächeln der Vorfreude stahl sich in mein Gesicht. Ich hatte Tyrgand schon vor einiger Zeit gefragt, ob wir nicht einmal die Elfenstadt Darnassus besuchen können. Jetzt war es wohl soweit.
Ich hatte viel über Darnassus gelesen, aber ich war mir sicher, dass keine der Beschreibungen die Atmosphäre einer solchen Stadt wiedergeben kann. Tyrgand und ich setzten uns wie Kinder vorn in die äußerste Bugspitze und genossen den Wind und die Gischt, die uns entgegenschlug. Viel zu schnell wurde die Glocke geläutet und der Kapitän kündigte an, dass wir bald anlegen würden.
Ich traute mich kaum, mit offenen Augen loszulaufen, so gespannt war ich auf die riesigen offenen Gebäude, die sanften Elfen und das allgegenwärtige Grün der Bäume. Der Steg der uns empfing war überraschend unscheinbar. Einige Trümmer im Wasser zeigten, dass wohl auch die Elfen von den Verheerungen getroffen wurden. Erschrocken schaute ich mich um und konnte nur ein einziges Gebäude erkennen.
Waren wir zu spät gekommen? Wie betäubt ließ ich mich von Tyrgand weiterführen und schaute traurig auf die vermeintlichen Reste einer Elfenstadt, von der ich so lange geträumt hatte. Tyrgands Lächeln gab mir Rätsel auf, verstand er meine Enttäuschung nicht? Unbeirrt ging er weiter auf einen kleinen Pavillon zu, aus dem ein rotes Leuchten drang. Erst im letzten Moment wurde mir klar, was das Leuchten bedeutete, es war ein Portal.
Als wir durch das Portal traten, wurden plötzlich alle meine Träume war, Darnassus - größer, schöner und majestätischer als ich es mir je ausgemalt hatte. Gebäude riesig und ohne Wände, mit einer Grundkonstruktion, die nicht gebaut sondern wie gewachsen wirkte. Die Stadt war nicht in eine Lichtung gebaut sondern die Lichtung war eine Stadt. Jetzt verstand ich die mitleidigen Blicke, wenn ich reisenden Elfen den Park in Sturmwind zeigte. Die Bäume hier in Darnassus waren so viel größer und schöner.
Auf dem Weg zum Mondtempel fragte ich mich, was den Unterschied ausmachte zur Kathedrale in Sturmwind. Natürlich sind die Gebäude nicht vergleichbar, aber der wesentliche Unterschied lag in der allgegenwärtigen Stimmung der Ruhe und des Friedens. Jetzt war es mir plötzlich klar. Ich hatte noch keinen Metallpanzer gesehen, keine Stahlstiefel, die über die Straßen poltern, kein militärischer Gruß, kein dumpfes Murmeln aus behelmten Köpfen.
Elune adore, der Gruß der Elfen war allgegenwärtig, ansonsten nur freundlicher Respekt. Etwas unsicher näherten wir uns dem Mondtempel. Da ich die Bräuche der Elfen nicht kannte, wusste ich nicht, ob uns das Betreten des Tempels erlaubt war. Die Schildwachen am Eingang nickten uns aber nur freundlich zu und so betraten wir den Tempel und setzten uns vor dem Mondbrunnen und einer riesigen Statue und versuchten das Bild in uns aufzufangen.
Erst beim Sitzen merkte ich, dass meine Hand immer noch in der von Tyrgand lag und ich lächelte ihn dankbar an. Seit unserer Ankunft hatten wir noch kein Wort geredet, aber ich war ihm noch nie so nah. Die Statue vor uns nahm unsere Blicke gefangen. Es muss schön sein, an eine Göttin zu glauben. Der Lichtglaube ist den Menschen so viel schwerer vermittelbar als solch ein wunderschönes Wesen.
Wir saßen eine Weile im Tempel, als ein Nachtelf uns begrüßte. Er stellte sich als Imrayon Klingenwind vor und fragte, ob wir Fragen hätten, oder ob er uns helfen könne (ich dachte traurig an unsere Wachen in Sturmwind: "Heh, warum steht er da rum?"). Ich war voller Fragen, aber ich getraute mich nicht, da mir so viel Grundwissen über den Glauben an Elune fehlte. Der Elf sah meine Verlegenheit und fing dann an von sich aus zu erzählen.
Die Statue stellte die erste Mondpriesterin dar und auf meine Frage nach einer Statue der Göttin lächelte er nur und sagte: "Warum Statuen bauen von Elune, wenn sie doch jede Nacht vom Himmel auf uns herablächelt." Ein Satz den ich wohl nie mehr vergessen werde. Der Elf beantwortete geduldig die Fragen, die mir auf dem Herzen brannten und am Ende fragte er, ob er uns die Stadt zeigen dürfte.
Gern nahmen wir sein Angebot an und er führte uns durch diesen Traum aus Farben und Weite. Ich habe von seinen Beschreibungen nicht viel mitbekommen, zu sehr gefangen war ich von der Stille, dem sanften Rauschen der Blätter und den zarten Lautenklängen, die aus einigen Gebäuden drangen - aber doch soviel, dass Darnassus auf dem Weltenbaum Teldrassil erbaut wurde. Tyrgand geleitete mich durch diesen Traum und lächelte wohl ein wenig über meine kindliche Freude an der wunderschönen Stadt.
Am Ende des Rundgangs standen wir vor den großen Katzen, die die Elfen als Reittiere nutzen. Ich war sofort in diese riesigen, starken und doch so sanften Wesen verliebt. Auf meine Frage an den Händler sagte er mir, dass es nur von mir abhänge, ob ich ein solches Tier reiten möchte. Auf meinen erstaunten Blick lächelte er und erklärte mir, dass ich mir das Vertrauen der Elfen erarbeiten müsste und ich beschloss wiederzukommen und daran zu arbeiten, denn die Tiere sind wunderschön.
Imrayon verabschiedete sich von uns mit einer Einladung zu einem Turnier in Darnassus. Ich antwortete, dass ich mir Turniere niemals ansehe wegen der Zurschaustellung von Gewalt. Er lächelte er nur und sagte er meine etwas ganz anders. Es ging um ein Turnier der schönen Künste, bei dem Gedichte, Geschichten und Musik um die Gunst des Publikums ringen. Wir dankten ihm für den unvergesslichen Tag in Darnassus und für die Einladung und wir machten uns, immer noch überwältigt von den Eindrücken, auf den Rückweg zu den Anlegestegen."
Lillie legt einen Strauß Herbstblumen auf das Grab, spricht ein leises Gebet und macht sich lächelnd wieder auf den Rückweg zur Kathedrale, der Wind hat sich gelegt und die Kälte scheint Lillie nicht mehr zu spüren.
Suche nicht den Weg zum Frieden, Frieden ist der Weg
Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts
Elisabetha "Lillie" Le Fay
"Elisabetha Le Fay", sicher hundertmal hat Lillie den Namen vor sich hin gemurmelt. So viele Jahre hat sie gesucht und nun .. es war so einfach, der Auslöser ein Zufall. Lillie beschloss zu Maria zu gehen, um ihr Herz zu erleichtern.
Das Grab liegt in der Wintersonne und der helle schlichte Stein verströmt ein mildes Licht, so wie es Maria immer gemocht hat, Lillie zieht ihre Robe enger und beginnt zu erzählen:
"Maria, es gibt so viel zu berichten, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.
Vielleicht zuerst meine kleine Tima. Ich habe seit vorgestern offiziell eine Tochter. Timanris ist ein Mädchen aus dem Waisenhaus und sie ist mir in den letzten Wochen so ans Herz gewachsen, dass ich sie adoptiert habe. Wenn Du sie kennen würdest, hättest Du sicher ebenso gehandelt. Wir wohnen in einem kleinen Haus vor den Mauern von Sturmwind und die Kleine ist eine große Freude. Sie ist fast 15 Jahre alt und möchte gern Heilerin werden, wir haben auch schon eine Lehrerin gefunden. Cathlena wird sie ausbilden in ihrer Heilerstube. Ich werde bestimmt bald mehr von ihr zu erzählen haben, Maria.
Du weißt, dass ich immer versucht habe, mehr über meine Eltern zu erfahren. Es gibt aber wohl keine Unterlagen in der Stadt über sie und so habe ich die Suche eigentlich aufgegeben. Erst bei der Adoption und beim Ausfüllen der Dokumente hat es mir wieder einen Stich ins Herz gegeben als nach meinem Familiennamen gefragt wurde.
"Ich habe keinen Familiennamen" - wieder diese fassungslose Blicke, wie immer- und dann meine Erklärung, "ich habe meine Eltern nie gekannt und niemand konnte mir etwas über sie berichten. Ich will keinen anderen Namen, dann lieber keinen." Es tat wieder weh, das Loch in meiner Vergangenheit. Ein Mensch ohne Vergangenheit, ohne Namen ist nur ein halber Mensch. Ich hatte es verdrängt, aber nun kam alles mit doppelter Wucht wieder hoch.
Ich habe es dann noch einmal versucht, ich war wieder überall - im Schloss, in der Stadtverwaltung, in der Kathedrale und zum Schluss im Hospital. Nirgendwo konnte ich etwas finden über die beiden Menschen, die mir das Leben geschenkt haben und denen ich so wenig Glück brachte.
Völlig deprimiert saß ich zum Schluss im alten Hospital, als plötzlich eine sehr alte Frau hereinkam. Ich hatte sie schon oft gesehen, aber immer nur gedacht, dass es eine etwas verrückte alte Dame sei, die den ganzen Tag mit Selbstgesprächen vor sich hin grummelt. Als sie mich so deprimiert herum sitzen sah, hat sie sich plötzlich verändert. Sie lächelte, setzte wortlos eine Teekanne auf und kochte uns einen wunderbaren Tee mit Honig.
Sie gab sie mir einen Becher und setzte sich neben mich. "Was ist denn mit Dir, meine Kleine? " fragte diese alte Frau, die sicher einen Kopf kleiner war als ich und ich musste wider Willen lächeln. Ich stellte mich vor und die alte Dame sagte, dass ihr Name Emma sei.
Ich musste ihr dann ausführlich schildern, was mich so deprimiert und ich erzählte alles was ich wusste, von meinen Eltern. Von meinem Vater, der von Orks erschlagen wurde und von meiner Mutter, die von einer Priesterin zu einer dunklen Priesterin wurde, aus Gram und aus Rachegedanken heraus. Ich erzählte, dass auch meine Mutter ein rasches Ende fand und dass sie im Hospital verstarb und ihre kleine Tochter Lillie allein zurück ließ. Die alte Frau nickte und sagte, dass sie die Geschichte kenne. Ich dachte, dass die alte Dame wohl viele Geschichten im Kopf hatte, aber die meine hatte ich ihr sicher noch nicht erzählt.
"Dann bist Du also die kleine Elisabetha", sagte Emma und lächelte, "groß bist Du geworden". Ich muss sie wohl ziemlich fassungslos angesehen haben, aber sie erzählte munter weiter. "Ja, ja die Geschichte der beiden Le Fays ist schon eine traurige, aber es gibt so viele davon in unserer Stadt."
Sie kannte wirklich meine Eltern, hat mir von der Hochzeit der Beiden erzählt, konnte mir sogar das Brautkleid von Sarah, meiner Mutter beschreiben. Sie muss mir wohl sehr ähnlich gewesen sein, immer wieder streichelte mir die alte Dame über mein Gesicht und sagte, ich wäre genau wie sie.
Mein Vater, Jonathan Le Fay, war Hauptmann in der Sturmwinder Armee und war sehr beliebt unter seinen Männern. Der Überfall der Orks hatte sich wohl in der Nähe von Seehain ereignet, sie haben bei Nacht das kleine Lager gestürmt und alle Männer abgeschlachtet. Die Leiche meines Vaters wurde nach Sturmwind gebracht und meine Mutter konnte es vor Entsetzen nicht fassen. Sie wollte die Leiche unbedingt sehen und erst als sie das Leichentuch wegzog konnte sie es glauben.
Der Anblick des geschundenen Körpers meines Vaters hat in meiner Mutter in einer Sekunde völlig verändert. Sie, die immer auf der Seite des Lichts wandelte, wurde zu einer Orkjägerin. Sie hatte nur noch Liebe für ihr kleines Kind, der Rest ihres Geistes war von Rachegedanken beseelt. Als dunkle Priesterin jagte sie kleine Orkgruppen im Rotkammgebirge.
Es dauerte nicht lange und die Orks schlugen zurück, sie wurde in einen Hinterhalt gelockt und niedergemacht. Ein Trupp Allianzsoldaten versuchte noch ihr beizustehen, aber es blieb ihnen nur, die schwerverletzte Priesterin in das Hospital zu bringen, wo sie kurze Zeit später verstarb. Die Soldaten fanden mich im Versteck meiner Mutter und brachten mich auch nach Sturmwind. Ich wurde von einer hilfsbereiten Familie aufgenommen und wuchs zunächst in Elwynn und dann in Westfall auf.
Nach all den Jahren fühle ich mich jetzt endlich vollständig, ich weiß wer ich bin und ich weiß wo ich herkomme. Erst jetzt, nachdem das Loch geschlossen ist, spüre ich wie tief es war und wie sehr an mir genagt hat."
Lillie spricht noch ein leises Gebet am Grab, bevor sie sich lächelnd zu ihrem kleinen Häuschen aufmacht, wo Timanris schon wartet, um ihr ihre Erlebnisse des Tages zu berichten.
"Elisabetha Le Fay", sicher hundertmal hat Lillie den Namen vor sich hin gemurmelt. So viele Jahre hat sie gesucht und nun .. es war so einfach, der Auslöser ein Zufall. Lillie beschloss zu Maria zu gehen, um ihr Herz zu erleichtern.
Das Grab liegt in der Wintersonne und der helle schlichte Stein verströmt ein mildes Licht, so wie es Maria immer gemocht hat, Lillie zieht ihre Robe enger und beginnt zu erzählen:
"Maria, es gibt so viel zu berichten, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.
Vielleicht zuerst meine kleine Tima. Ich habe seit vorgestern offiziell eine Tochter. Timanris ist ein Mädchen aus dem Waisenhaus und sie ist mir in den letzten Wochen so ans Herz gewachsen, dass ich sie adoptiert habe. Wenn Du sie kennen würdest, hättest Du sicher ebenso gehandelt. Wir wohnen in einem kleinen Haus vor den Mauern von Sturmwind und die Kleine ist eine große Freude. Sie ist fast 15 Jahre alt und möchte gern Heilerin werden, wir haben auch schon eine Lehrerin gefunden. Cathlena wird sie ausbilden in ihrer Heilerstube. Ich werde bestimmt bald mehr von ihr zu erzählen haben, Maria.
Du weißt, dass ich immer versucht habe, mehr über meine Eltern zu erfahren. Es gibt aber wohl keine Unterlagen in der Stadt über sie und so habe ich die Suche eigentlich aufgegeben. Erst bei der Adoption und beim Ausfüllen der Dokumente hat es mir wieder einen Stich ins Herz gegeben als nach meinem Familiennamen gefragt wurde.
"Ich habe keinen Familiennamen" - wieder diese fassungslose Blicke, wie immer- und dann meine Erklärung, "ich habe meine Eltern nie gekannt und niemand konnte mir etwas über sie berichten. Ich will keinen anderen Namen, dann lieber keinen." Es tat wieder weh, das Loch in meiner Vergangenheit. Ein Mensch ohne Vergangenheit, ohne Namen ist nur ein halber Mensch. Ich hatte es verdrängt, aber nun kam alles mit doppelter Wucht wieder hoch.
Ich habe es dann noch einmal versucht, ich war wieder überall - im Schloss, in der Stadtverwaltung, in der Kathedrale und zum Schluss im Hospital. Nirgendwo konnte ich etwas finden über die beiden Menschen, die mir das Leben geschenkt haben und denen ich so wenig Glück brachte.
Völlig deprimiert saß ich zum Schluss im alten Hospital, als plötzlich eine sehr alte Frau hereinkam. Ich hatte sie schon oft gesehen, aber immer nur gedacht, dass es eine etwas verrückte alte Dame sei, die den ganzen Tag mit Selbstgesprächen vor sich hin grummelt. Als sie mich so deprimiert herum sitzen sah, hat sie sich plötzlich verändert. Sie lächelte, setzte wortlos eine Teekanne auf und kochte uns einen wunderbaren Tee mit Honig.
Sie gab sie mir einen Becher und setzte sich neben mich. "Was ist denn mit Dir, meine Kleine? " fragte diese alte Frau, die sicher einen Kopf kleiner war als ich und ich musste wider Willen lächeln. Ich stellte mich vor und die alte Dame sagte, dass ihr Name Emma sei.
Ich musste ihr dann ausführlich schildern, was mich so deprimiert und ich erzählte alles was ich wusste, von meinen Eltern. Von meinem Vater, der von Orks erschlagen wurde und von meiner Mutter, die von einer Priesterin zu einer dunklen Priesterin wurde, aus Gram und aus Rachegedanken heraus. Ich erzählte, dass auch meine Mutter ein rasches Ende fand und dass sie im Hospital verstarb und ihre kleine Tochter Lillie allein zurück ließ. Die alte Frau nickte und sagte, dass sie die Geschichte kenne. Ich dachte, dass die alte Dame wohl viele Geschichten im Kopf hatte, aber die meine hatte ich ihr sicher noch nicht erzählt.
"Dann bist Du also die kleine Elisabetha", sagte Emma und lächelte, "groß bist Du geworden". Ich muss sie wohl ziemlich fassungslos angesehen haben, aber sie erzählte munter weiter. "Ja, ja die Geschichte der beiden Le Fays ist schon eine traurige, aber es gibt so viele davon in unserer Stadt."
Sie kannte wirklich meine Eltern, hat mir von der Hochzeit der Beiden erzählt, konnte mir sogar das Brautkleid von Sarah, meiner Mutter beschreiben. Sie muss mir wohl sehr ähnlich gewesen sein, immer wieder streichelte mir die alte Dame über mein Gesicht und sagte, ich wäre genau wie sie.
Mein Vater, Jonathan Le Fay, war Hauptmann in der Sturmwinder Armee und war sehr beliebt unter seinen Männern. Der Überfall der Orks hatte sich wohl in der Nähe von Seehain ereignet, sie haben bei Nacht das kleine Lager gestürmt und alle Männer abgeschlachtet. Die Leiche meines Vaters wurde nach Sturmwind gebracht und meine Mutter konnte es vor Entsetzen nicht fassen. Sie wollte die Leiche unbedingt sehen und erst als sie das Leichentuch wegzog konnte sie es glauben.
Der Anblick des geschundenen Körpers meines Vaters hat in meiner Mutter in einer Sekunde völlig verändert. Sie, die immer auf der Seite des Lichts wandelte, wurde zu einer Orkjägerin. Sie hatte nur noch Liebe für ihr kleines Kind, der Rest ihres Geistes war von Rachegedanken beseelt. Als dunkle Priesterin jagte sie kleine Orkgruppen im Rotkammgebirge.
Es dauerte nicht lange und die Orks schlugen zurück, sie wurde in einen Hinterhalt gelockt und niedergemacht. Ein Trupp Allianzsoldaten versuchte noch ihr beizustehen, aber es blieb ihnen nur, die schwerverletzte Priesterin in das Hospital zu bringen, wo sie kurze Zeit später verstarb. Die Soldaten fanden mich im Versteck meiner Mutter und brachten mich auch nach Sturmwind. Ich wurde von einer hilfsbereiten Familie aufgenommen und wuchs zunächst in Elwynn und dann in Westfall auf.
Nach all den Jahren fühle ich mich jetzt endlich vollständig, ich weiß wer ich bin und ich weiß wo ich herkomme. Erst jetzt, nachdem das Loch geschlossen ist, spüre ich wie tief es war und wie sehr an mir genagt hat."
Lillie spricht noch ein leises Gebet am Grab, bevor sie sich lächelnd zu ihrem kleinen Häuschen aufmacht, wo Timanris schon wartet, um ihr ihre Erlebnisse des Tages zu berichten.
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