Zuletzt bei „Ein Gnom kommt selten allein“...
… starrten unsere Helden ins Antlitz der Bestie mit dem Namen Hogger. Der noch eben so taff wirkende Offizier wirkte plötzlich kleiner als die Gnome. „Bloss keine heftigen Bewegungen machen“ schlug Miroka vor. Als erfahrener Krieger wusste er genau wann der richtige oder falsche Zeitpunkt war für einen Kampf. Dieser Moment gehörte ohne Zweifel zu Letzterem. Die beiden Gnome und der Offizier starrten gefühlte Minuten auf das vor Sabber triefende, knurrende Untier.
„Was machen wir jetzt nur“ wollte der Offizier wissen. Najica und Miroka flüsterten sich leise etwas zu, jedoch immer mit einem Auge auf den Hogger, der noch immer fast regungslos dem Trio gegenüberstand. Das Einzige was ihn von Angreifen abhielt schien das Lagerfeuer zu sein. Da kam Najica eine Idee. Sie brach schweren Herzens ihren Wanderknüppel in zwei Hälften und nahm sie je in eine Hand. Sie liess sie elegant über ihre Handrücken drehen um die Aufmerksamkeit der Bestie etwas auf sich zu lenken. „ Wenn ich jetze sage, machst du das was wir damals in Eisenschmiede gemacht haben, als wir den Lederer ääähhh besuchten“ flüsterte sie mit verzogenem Mundwinkel in Richtung ihres Bruders. Der schaute etwas verwirrt, schien nicht zu wissen was seine Schwester meinte. „Bist du sicher“ meinte er nur, als es ihm doch noch einfiel. Najica nickte nur kurz. Dann schaute sie zum Offizier. „Sie machen nichts. Nicht bewegen“ betonte sie eindringlich.
Erneut liess Najica die beiden Knüppelhälften über ihre Handrücken elegant rollen, als würde sie den Hogger reizen wollen. Denn das immer schneller drehen der Knüppelhälften erzeugte eine immer lauter werdenden Dröhnen und Rauschen. Nun bewegte sie sich etwas seitwärts aus dem Schutz des Feuers heraus. Der Hogger bemerkte dies sofort und fixierte sofort die Gnomin. Er fing lauter und lauter an zu knurren, denn Najica wirbelte immer schneller mit den beiden Holzstücken in ihren Händen. Sie schien nun fast die komplette Aufmerksamkeit des Tiers zu haben, denn der Hogger machte ebenfalls einen Schritt zur Seite, weg von Feuer auf die Gnomin zu. Najica schaute gespannt in die Augen des Tiers. Sie hatte gelernt, immer die Augen der anderen zu fixieren. Die Augen verrieten viel über die nächsten Schritte der Lebewesen, die sie kannte, egal ob Tier oder nicht.
Da war es. Ein Blinzeln. Wie von einem Katapult abgeschossen sprang der Hogger in Richtung Najica. Mit einem „Jeeeeeetzt“ macht sie einen Schritt den Hogger entgegen, drehte dabei die Holzstücke senkrecht, so das der mit weit geöffnetem Maul angreifende Hogger in die Holzpflöcke biss. Dann war es plötzlich still. Najica lag etwas unelegant unter dem noch immer offenem Maul des Hogger, der direkt auf sie gefallen war. Jedoch war der Rest des Körpers irgendwie nicht so wie man das erwartet hätte. Er lang verdreht auf der Gnomin, als ob jemand den Kopf falsch auf den Körper gesetzt hatte. Der Offizier stand noch immer regungslos wo ihn Najica hatte warten lassen. Was war hier geschehen.
Miroka stand keine Handbreit entfernt von seiner Schwester, als sie mit den drehenden Holzstücken versuchte die Aufmerksamkeit des Hogger zu erregen. Der Gnom sah, dass den Schritten von Najica weg vom Feuer auch der Hogger folgte. Als dieser ebenfalls zur Seite Schritte machte, bewegte sich Miroka vorsichtig in die andere Richtung. Er beobachte Najica genau. Er wusste, dass sie seine Fachkenntnis jetzt dringend benötigte. Auch er sah das Zucken des Tieres und als er das vereinbarte Wort hörte, zog der Gnom sein mächtiges Schwert innerhalb von Sekundenbruchteilen, sprang kräftig ab und bewegte sein Schwert drehend nach vorn. Man hörte nichts, als er elegant mit dem Schwert in der Hand landete. Er hatte den Hogger seitlich am Schwert lang schleifen lassen, als dieser nach vorn in Richtung Najica sprang. Der Hogger hatte keine Chance.
„Würde mich endlich jemand von dem Vieh befreien“ fing Najica strappelnd unter dem Tier versuchend sich zu befreien. Als ein langer Faden Sabber ihr entgegen tropfte zog sie der Offizier gerade noch rechtzeitig hervor. Die beiden Gnome klatschten sich ab und versuchten ihre Lederwesten und Hosen etwas vom Blut zu säubern. Jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Der Offizier packte ohne weitere Worte den Kadaver des Hogger auf seine Schultern und deutete den beiden Gnomen ihm zu folgen.
Etwas später vor der Garnison traten drei Gestalten aus dem Dickicht. Es waren der Offizier, der noch immer den toten Hogger trug und die beiden Gnome mit blutbesudelten Klamotten. Als sich der Offizier mit der vermeidlichen Beute der Garnison näherte fingen seine Soldaten an zu jubeln und dem Offizier auf die Schultern und dem Rücken zu klopfen, als Zeichen der Anerkennung. Lautes Gelächter und Siegesgesang stimmten die Soldaten an, als Zeichen des Respekt. Die beide Gnome schauten einander fragend an. Dann ließ der Offizier den toten Hogger auf den Boden knallen und das jubelnde Gebrüll der Soldaten wurde lauter. Der Offizier drehte sich um, machte einige Schritte in Richtung der Gnome. Er griff an seine Hüfte, band das Halfter des Dolchs ab. Als das Jubeln der Soldaten langsam in leise Gebrubbel sich umwandelte, zog der Offizier den Dolch aus seiner Scheide, kniete sich zu den Gnomen nach unten und übergab den Dolch, samt Halfter der Gnomin. „Du hast ihn dir verdient“ sagte er mit kräftiger Stimme. Dann stand er auf und mit einem „Salutiert“ hob er den Arm und salutierte vor den Gnomen und seine Männer taten es ihm nach.
Am Abend, während das Lagerfeuer die letztens Holzreste in einem lauten Knacken und Knistern verbrannte, hallte ein Ziiip, ziiipp durch den Wald. „Wie lange willst du das denn noch machen, Schwesterherz, irgendwann ist keine Klinge mehr dran zu schärfen“ Mit rollenden Augen drehte sich Miroka auf die Seite und versuchte etwas zu schlafen. Najica, etwas unsicher, zwickt sich kurz in dem Arm, verzieht kurz das Gesicht, vergewissert sich damit, dass sie nicht träumt und schleift ihrem Dolch weiter
„Ach übrigens“ meinte Miroka noch“ das mit dem Lederer in Eisenschmiede habe ich aber anders in Erinnerung“. Najica grübelte kurz. „Ja kann sein“ antwortete sie kurz.
Und beim Nächsten Abenteuer unserer Gnome...
„Das ist noch nicht dein Ernst oder...“ fragte sie als ob sie die Antwort nicht schon längst wüsste.