Eine Reise zur Exodar
Das Frühjahr hält Einzug in die Stadt, die Tage werden länger und die Sonne gewinnt an Kraft. Lillie steht an Marias Grab und legt einen kleinen Strauß mit den ersten Frühlingsblumen vor den Grabstein.
"Hallo Maria, ich habe Dir wieder einmal eine Geschichte mitgebracht, die Dich sicher interessieren wird. Vor einiger Zeit habe ich eine Schamanin der Draenei kennengelernt und sie hat mich nun zu einem Besuch in Ihre Heimat eingeladen. Ich durfte an einer spirituellen Führung durch die Exodar und später über die Azurmythosinsel teilnehmen. Es war ein ganz neues Erlebnis für mich und ich war sehr beeindruckt von der Sicht der Schamanen auf unsere Welt.
Ich reiste über Darnassus mit dem Schiff auf die Azurmythosinsel. Der Treffpunkt lag in der Exodar, einem Sternenschiff der Naruu, das dort notgelandet ist. Zu der eingeladenen Gruppe gehörten einige Gnome und jüngere Draenei. Inaary die Schamanin begrüßte uns ausgesprochen freundlich. Zunächst hielt eine Draenei auf Inaarys Bitte einen kleinen Vortrag über das Wesen des Lichtes und über seine Bedeutung für das Zusammenleben. Ich war überrascht, dass unser Verständnis des Lichtes so viele Gemeinsamkeiten aufwies, nach dem Vortrag begann dann der Rundgang durch die Exodar.
Die erste Station war ein Wesen aus reiner Lichtenergie, ein Naaruu. Die Gruppe bildete einen Kreis um den Naaruu und nahm sich Zeit, um die Energie und auch die Melodie, oder wie Inaary es formulierte, das Lied der Naaru zu erfahren. Nach kurzer Zeit wirkten alle in der Gruppe wesentlich entspannter. Die Ruhe und die Kraft dieser Energie ist unglaublich, jeder aus der Gruppe ging gestärkt aus dieser Begegnung hervor.
Tief beeindruckt folgte ich anschließend der Gruppe zur zweiten Station der Führung. Inaary bat uns, die Kleider abzulegen und wir betraten ein großes Wasserbecken. Wasser als eines der Elemente zu erfahren, war Sinn dieser zweiten Etappe. Das Wasser war kühl und stellte einen interessanten Gegensatz zur Lichtenegie und dem Lied der Naaruu dar. Inaarys ruhige Führung ließ auch diesen zweiten Punkt zu einem besonderen Erlebnis werden. Nach einiger Zeit bat sie uns heraus, reichte uns Handtücher und wir kleideten uns wieder an.
Für den nächsten Teil der Führung verließen wir die Exodar und wurden mit Reittieren ausgestattet. Inmitten der Natur stießen wir dann auf einen Altar und einen heiligen Ort der Schamanen. Wieder war es Inaary, die uns anleitete um kleine Opfergaben zu bringen. Es war wirklich erstaunlich, wie viel Inspiration das Opfer einiger Getreideähren oder ein wenig Obst in der richtigen Umgebung und unter sachkundiger Leitung erbringen kann. Ich fühlte mich nach einiger Zeit, nicht mehr als Beobachter, sondern als Teil der Natur.
Nach einiger Zeit wurde die Reise fortgesetzt und Inaary führte uns zu einer Gruppe von Feuerelementaren. Zunächst war ich erschrocken, da ich die Elementare bisher meist recht aggressiv erlebt hatte. Diese Gruppe war aber friedlich und ließ sich durch unseren stillen Besuch nicht stören. Die Hitze, die von diesen Wesen ausging war unglaublich. Inaary verteilte einige Kräuter, die, in die Nähe der Elementare gebracht, sogleich verbrannten und durch ihren Duft das Erlebnis noch intensiver werden ließen.
Als Abschluss der Führung hatte Inaary noch ein besonderes Ereignis vorbereitet. Wir stiegen auf einen hohen Berg und sammelten uns nahe dem Gipfel. Alle waren noch erfüllt von den Eindrücken des Tages und Inaary forderte uns nun zu einer besonderen Leistung auf. Wir sollten zum Gipfel laufen und an einem vorgegebenen Punkt abspringen, ohne zu wissen was dahinter liegt.
Ich denke niemandem war ganz wohl bei dem Gedanken, aber alle ließen sich auch auf dieses Erlebnis ein. Nach dem Sprung, der eine große Überwindung erforderte, folgte ein scheinbar endloses Fallen und zum Schluss das Eintauchen in das Wasser eines Sees. Dieses Erlebnis zum Abschluss der Führung reinigte den Kopf und erfrischte gleichzeitig.
Am anderen Ufer des Sees hatte Inaary für uns ein Lager vorbereitet, mit Handtüchern und warmen Decken. Es gab ein Feuer und Inaary bereitete eine warme Speise für alle vor. Die einfachen Zutaten und die erweiterten Sinne, nach der Führung ließen auch dieses Essen zu einem Erlebnis werden. Eingehüllt in warme Decken, das Feuer vor Augen und gewärmt durch die warme Speise machte sich nun die Erschöpfung bemerkbar und ich fiel, obwohl ich noch versuchte wach zu bleiben, in einen tiefen Schlaf."
Lillie erhebt sich und streichelt sanft über Marias Grabstein. "Wie gern hätte ich diese Reise mit Dir gemeinsam gemacht, Maria. Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen der wunderbaren Atmosphäre aus der Exodar und der Welt der Schamanen mitbringen."
Lächelnd verabschiedet sich Lillie und geht zurück zur Kathedrale.