Lillie - Eine Priesterin des Lichts

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Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts

Beitragvon Líllie » 15. März 2012, 11:48

Eine Reise zur Exodar

Das Frühjahr hält Einzug in die Stadt, die Tage werden länger und die Sonne gewinnt an Kraft. Lillie steht an Marias Grab und legt einen kleinen Strauß mit den ersten Frühlingsblumen vor den Grabstein.

"Hallo Maria, ich habe Dir wieder einmal eine Geschichte mitgebracht, die Dich sicher interessieren wird. Vor einiger Zeit habe ich eine Schamanin der Draenei kennengelernt und sie hat mich nun zu einem Besuch in Ihre Heimat eingeladen. Ich durfte an einer spirituellen Führung durch die Exodar und später über die Azurmythosinsel teilnehmen. Es war ein ganz neues Erlebnis für mich und ich war sehr beeindruckt von der Sicht der Schamanen auf unsere Welt.

Ich reiste über Darnassus mit dem Schiff auf die Azurmythosinsel. Der Treffpunkt lag in der Exodar, einem Sternenschiff der Naruu, das dort notgelandet ist. Zu der eingeladenen Gruppe gehörten einige Gnome und jüngere Draenei. Inaary die Schamanin begrüßte uns ausgesprochen freundlich. Zunächst hielt eine Draenei auf Inaarys Bitte einen kleinen Vortrag über das Wesen des Lichtes und über seine Bedeutung für das Zusammenleben. Ich war überrascht, dass unser Verständnis des Lichtes so viele Gemeinsamkeiten aufwies, nach dem Vortrag begann dann der Rundgang durch die Exodar.

Die erste Station war ein Wesen aus reiner Lichtenergie, ein Naaruu. Die Gruppe bildete einen Kreis um den Naaruu und nahm sich Zeit, um die Energie und auch die Melodie, oder wie Inaary es formulierte, das Lied der Naaru zu erfahren. Nach kurzer Zeit wirkten alle in der Gruppe wesentlich entspannter. Die Ruhe und die Kraft dieser Energie ist unglaublich, jeder aus der Gruppe ging gestärkt aus dieser Begegnung hervor.

Tief beeindruckt folgte ich anschließend der Gruppe zur zweiten Station der Führung. Inaary bat uns, die Kleider abzulegen und wir betraten ein großes Wasserbecken. Wasser als eines der Elemente zu erfahren, war Sinn dieser zweiten Etappe. Das Wasser war kühl und stellte einen interessanten Gegensatz zur Lichtenegie und dem Lied der Naaruu dar. Inaarys ruhige Führung ließ auch diesen zweiten Punkt zu einem besonderen Erlebnis werden. Nach einiger Zeit bat sie uns heraus, reichte uns Handtücher und wir kleideten uns wieder an.

Für den nächsten Teil der Führung verließen wir die Exodar und wurden mit Reittieren ausgestattet. Inmitten der Natur stießen wir dann auf einen Altar und einen heiligen Ort der Schamanen. Wieder war es Inaary, die uns anleitete um kleine Opfergaben zu bringen. Es war wirklich erstaunlich, wie viel Inspiration das Opfer einiger Getreideähren oder ein wenig Obst in der richtigen Umgebung und unter sachkundiger Leitung erbringen kann. Ich fühlte mich nach einiger Zeit, nicht mehr als Beobachter, sondern als Teil der Natur.

Nach einiger Zeit wurde die Reise fortgesetzt und Inaary führte uns zu einer Gruppe von Feuerelementaren. Zunächst war ich erschrocken, da ich die Elementare bisher meist recht aggressiv erlebt hatte. Diese Gruppe war aber friedlich und ließ sich durch unseren stillen Besuch nicht stören. Die Hitze, die von diesen Wesen ausging war unglaublich. Inaary verteilte einige Kräuter, die, in die Nähe der Elementare gebracht, sogleich verbrannten und durch ihren Duft das Erlebnis noch intensiver werden ließen.

Als Abschluss der Führung hatte Inaary noch ein besonderes Ereignis vorbereitet. Wir stiegen auf einen hohen Berg und sammelten uns nahe dem Gipfel. Alle waren noch erfüllt von den Eindrücken des Tages und Inaary forderte uns nun zu einer besonderen Leistung auf. Wir sollten zum Gipfel laufen und an einem vorgegebenen Punkt abspringen, ohne zu wissen was dahinter liegt.

Ich denke niemandem war ganz wohl bei dem Gedanken, aber alle ließen sich auch auf dieses Erlebnis ein. Nach dem Sprung, der eine große Überwindung erforderte, folgte ein scheinbar endloses Fallen und zum Schluss das Eintauchen in das Wasser eines Sees. Dieses Erlebnis zum Abschluss der Führung reinigte den Kopf und erfrischte gleichzeitig.

Am anderen Ufer des Sees hatte Inaary für uns ein Lager vorbereitet, mit Handtüchern und warmen Decken. Es gab ein Feuer und Inaary bereitete eine warme Speise für alle vor. Die einfachen Zutaten und die erweiterten Sinne, nach der Führung ließen auch dieses Essen zu einem Erlebnis werden. Eingehüllt in warme Decken, das Feuer vor Augen und gewärmt durch die warme Speise machte sich nun die Erschöpfung bemerkbar und ich fiel, obwohl ich noch versuchte wach zu bleiben, in einen tiefen Schlaf."

Lillie erhebt sich und streichelt sanft über Marias Grabstein. "Wie gern hätte ich diese Reise mit Dir gemeinsam gemacht, Maria. Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen der wunderbaren Atmosphäre aus der Exodar und der Welt der Schamanen mitbringen."

Lächelnd verabschiedet sich Lillie und geht zurück zur Kathedrale.
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Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts

Beitragvon Líllie » 20. Februar 2014, 12:39

Hallo Maria,

eine Weile habe ich nicht viel von dem erzählt, was ich so erlebt habe, aber an dieser Reise möchte ich Dich gern teilnehmen lassen. Hier in Pandaria gibt es sehr viele Stätten der Andacht, Schreine der Meditation und ich denke wir werden uns hier ebenso nah sein, wie in Sturmwind, an deinem Grab. Ich werde versuchen, die Geschichte der Reise für Dich aufzuschreiben.

Reise in die Nebelwelt

Der beißende Rauch von brennenden Gebäuden und Schiffen, der Kampflärm und das vergleichsweise leise Stöhnen der schwer verletzten Allianzsoldaten sind die bittere Seite des Krieges vor den Toren von Pel'zin. Ich stehe wie paralysiert in der kleinen Stadt und bin hin und hergerissen zwischen dem Drang zu fliehen und der Notwendigkeit zu bleiben um den Freunden beizustehen, die ich hier treffen will. Lao hat um Hilfe gebeten, bei einer Mission in Pandaria und ich habe ohne zu zögern zugestimmt und stehe nun reisefertig mit schwerem Bündel in Pel'zin.

Nach einigen Momenten reiße ich mich aus meiner Lethargie und widme mich zunächst den schwerverletzten Soldaten. Glücklicherweise sind fähige Heiler am Werk und ich konzentriere mich darauf, den Verletzten etwas Wärme zu geben. Decken sind hier ein gutes Mittel, aber eine gereichte Hand und ein Lächeln bewirken oft mehr als die dickste Wolldecke bieten kann. Ich schreibe einige Briefe für die Verletzten an die Lieben daheim, spreche Mut zu und versuche das dumpfe Brüten, in das die Verletzten schnell verfallen, zu vertreiben. Nach einiger Zeit sitze ich dann mit den Heilern bei einem Tee und lasse mir ein wenig von der Lage im Land berichten.
Pandaria ist wohl ein Land, wie ich es noch nie erlebt habe. Wunderschönes und Furchtbares stehen hier völlig übergangslos nebeneinander. Selbst hier an der Front mitten in Pel 'zin kann der Blick - um 180 ° gewendet - wunderschöne Landschaften mit imposanten Wasserfällen, wunderschönen Gebäuden und hohen Bergen zeigen - oder, auf der anderen Seite ein Bild der Vernichtung des Krieges, der brutalen Gewalt und des tiefen Leids.
Der Krieg zwischen Allianz und Horde scheint aber nur ein Teil der vielen Auseinandersetzungen zu sein, die Pandaria belasten. Da sind affenartige Wesen, mäßig intelligent, die vor allem für einzelne Wanderer sehr gefährlich sind. Da sind Wesen aus der Schattenwelt, die in alten Ruinen umgehen und wohl als Bedrohung aus längst vergangenen Tagen auch heute noch Furcht und Tod in die Welt Pandarias bringen. Es gibt insektenartige Wesen, zu denen ich mir in den Gesprächen mit den Heilern noch kein klares Bild machen konnte und .. es gibt die andere Seite.

Pandaria ist eine Welt in der die geistige Seite und die Welt der Gefühle ein schwer verständliches Eigenleben führen. Harmonie scheint ein Schlüsselwort zu sein um Frieden zu erreichen, Frieden mit sich selbst, aber auch Frieden in der Welt. Störungen des Gleichgewichts, böse Gedanken und Gefühle werden von der Schattenseite angezogen und manifestieren sich in schrecklichen Wesen, dem Sha. Dieses Sha kann das Denken völlig beherrschen und das Opfer verderben, es kann aber auch soweit gestärkt werden, dass es zu einer Art eigenem Wesen wird - furchtbar und dunkel.

Pandaren sind Wesen, die nach Harmonie streben und sind mir deshalb in ihrem Denken recht nahe. Viele Schulen und Klöster gibt es, in den diese Harmonie gelehrt wird und selbst die Kampfkunst der Pandaren beruht nicht so sehr auf Waffen sondern auf dem Gleichgewicht zwischen Körper und Geist. Ich bin ungeheuer gespannt, auf das Land und vor allem auch auf alles, was mir einen Einblick in das Denken der Pandaren ermöglicht.

Ich bin froh, die Heiler hier als fähige Leute zu erleben, die ihrer Arbeit gewachsen sind und so die Möglichkeit zu haben weiterzureisen, ohne das Gefühl Verbündete im Stich zu lassen.

Ich werde hier das erste Kapitel beenden, denn ich sehe gerade meine Freunde anreisen. Ich melde mich bald wieder.

Lillie packt das Tagebuch wieder in das große Reisebündel und läuft winkend auf die Freunde zu.
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Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts

Beitragvon Líllie » 25. Februar 2014, 10:55

Liebe Maria,

die Reise ist fast zu schnell für all die Gedanken, die mir im Kopf herum schwirren. Ich denke ich kann sie besser ordnen, wenn ich versuche Dir über die Erlebnisse zu berichten:

Stille! Nach dem Trubel in dem kleinen Ort und dem Schlachtlärm vor seinen Toren wirkt die Ruhe, seit wir Pel'zin verlassen haben sehr wohltuend. Gleich an die Grenzen der Stadt schließt sich der Jadewald an. Der Unterschied zu Elwynn vor den Toren Sturmwinds könnte größer kaum sein. Das durch das dichte Blattwerk gefilterte Licht, der dampfende Waldboden, die fremdartigen Tierstimmen, die immer wieder zu hören sind verleihen dem Wald eine mystische Stimmung. Eine vergleichbare Atmosphäre ist mir bisher nur in in Ashenvale begegnet, bevor der Drache auch dort wütete und weite Teile verwüstet hat.

Ich halte mich einige Schritte vom Weg entfernt um den Waldboden unter meinen Füßen zu spüren. Das weiche Moos lässt mich bei jedem Schritt etwas einsinken und federt dann zurück, ohne Spuren zu hinterlassen. Alles hier atmet pures Leben, der Boden, die Bäume, unglaublich viele und wunderschöne Blumen. Ein leichter Regen (oder ist es nasser Nebel?) zaubert einen unbeschreiblichen Glanz auf alle Blätter, Moose, Gräser und es fällt mir wieder schwer, mit der Gruppe Schritt zu halten, wo es doch soviel zu sehen, riechen und fühlen gibt.

Wir gingen einige Zeit durch den Jadewald, als plötzlich ein Kreischen zu hören war. Es erinnerte mich an die Geräusche der Affen in Schlingendorn, aber die Wesen hier sind wohl nur vom Aussehen her mit Affen zu vergleichen. Sie scheinen intelligenter als die Affen und sind nicht ungefährlich, besonders für Wanderer die allein unterwegs sind. Lao und Weißohr warnen uns vor diesen Wesen, die sie Ho-zen nennen.

Am Wegesrand sind immer wieder kleine Stätten der Andacht zu sehen, kleine Schreine, die der Meditation dienen. Die Religion der Pandaren scheint dem Denken der Schamanen recht ähnlich. Die Elemente bilden die Grundlage des Verständnisses und die vier Erhabenen sind die Gottheiten, die die Religion vor dem Bösen schützen.

Räucherkerzen, Wasserbecken, Steinreliefs bilden einen guten Rahmen um in die Welt des Geistes einzutauchen.
Erste Station auf unserem Weg ist der Tempel der Jadeschlange. Der Tempel gleicht eher einem Palast, kein Fleck am Boden an den Wänden oder den Decken der nicht mit farbigen Ornamenten verziert wäre. Trotz der Pracht wirkt der Tempel nicht überladen, da seine schiere Größe immer genug Platz und Freiraum bietet.

In der Vorhalle Vorhalle des Tempels sammeln wir uns .. physisch und psychisch, denn auch hier laden die Räucherkerzen, die Ornamente und die großen Statuen der Jadeschlange zum meditieren ein. Lisamarie tut sich noch etwas schwer damit, die innere Ruhe zu finden, aber auch sie bemüht sich und nach einer kleiner Weile der Ruhe wirken alle erfrischt.

Laileena hat ein festliches Mahl für uns organisiert und so können wir uns in dieser wunderschönen Umgebung stärken, bevor wir mit der Besichtigung des Tempels weitermachen. Culexas merkt man deutlich an, dass er schon einen besonderen Zugang zur Pandarischen Kultur gefunden hat, denn Essen und körperliches Wohlbefinden wird von den Pandaren sehr ernst genommen.

Lange Flure, große Hallen und Höfe führen uns dann zu einer Bibliothek, auf die die Pandaren wohl zu recht sehr stolz sind. Folianten in zum Teil atemberaubender Größe sind hier ausgestellt und ich finde auch einige Übersetzungen, so dass ich die kurze Zeit nutze und in einigen kleineren Werken lesen kann. Die Mönche sind sehr freundlich und ermuntern uns, die Bibliothek auch zu nutzen. Das Wissen in der Welt zu mehren, scheint ihnen ein Anliegen zu sein.

Die Geschichten drehen sich alle um kleine Leute und darum, wie sie sich mit Ruhe und einem gehörigen Maß an Schläue durchs Leben schlagen und auch große Probleme selbst lösen. Ein sehr interessanter Unterschied zu den vielen Geschichten Azeroths, die sich so oft um übergroße Helden drehen, die die Probleme für alle anderen lösen müssen. Ich muss unwillkürlich an die Prinzipien der Lehre des Lichts denken. "Den Bedürftigen helfen, sie stärken, aber sich davor hüten ihnen ihr Leben aus den Händen zu nehmen." Ich denke genau das erreichen diese Geschichten, die dem Leser das Gefühl geben, mit etwas Ruhe und Überlegung auch aus eigener Kraft Probleme überwinden zu können.

Entschuldige, aber die Gefährten drängen zum Aufbruch. Soviel also zunächst zum Tempel der Jadeschlange. Es gibt noch sehr viel mehr zu berichten, liebe Maria, ich werde mich sehr bald wieder melden.

Lillie packt ihr Schreibzeug zusammen und schultert das Reisebündel, Die Freunde bedanken sich bei den Mönchen des Tempels für die gastfreundliche Aufnahme und für die Hilfe bei ihren Studien und machen sich dann wieder auf den Weg um mehr kennen zu lernen von dem Land hinter den Nebeln.
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Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts

Beitragvon Líllie » 4. März 2014, 14:57

Hallo Maria,

wie versprochen der nächste Teil unserer Reise durch das Land hinter den Nebeln.

Die Wolkenschlange

Widerstrebend lösen wir von dem Palast und die Reise geht weiter, zwischen hohen Bergen durch das allgegenwärtige Grün des Jadewaldes. Meine Schritte werden schon wieder langsamer, als wir uns einem Tal nähern, das nur aus Blüten zu bestehen scheint. Die Bäume sind völlig überladen mit einer unglaublichen Blütenpracht.

Große Insekten fliegen zwischen den Bäumen umher und wir halten sicherheitshalber Abstand. Immer wieder glaube ich auch größere Schatten am Himmel zu sehen, aber das Dach aus Blütenblättern behindert die Sicht zu sehr.

Als wir auf eine Lichtung treten ist der Himmel plötzlich frei und ich kann erkennen, was ich zuvor nur als Schatten ausmachen konnte. Es ist ein Drache, der sich durch die Luft .. schlängelt .. ja, so kann man es am besten beschreiben. Es ist ein regelrechter Tanz, den der Drache in der Luft aufführt. Jetzt sehe ich auch, dass es nicht nur ein Drache ist, sondern dass viele Drachen in der Luft sind und was zuerst wie ein Kampf wirkt, scheint ein Spiel zu sehen, sie jagen sich gegenseitig durch die Luft, zwischen den Bäumen hindurch und dann auf das Meer hinaus. Es scheint die pure Lebensfreude zu sein, die diese Wesen umtreibt.

Lao sieht meine großen Augen und lächelt. Er stellt uns die Drachen als Wolkenschlangen (ein Name der treffender nicht sein könnte!) vor und hat dann noch eine Riesenüberraschung für uns. Nach einem längeren Gespräch mit einigen Pandaren, die sich wohl um die Drachen kümmern kommt er mit einem breiten Grinsen auf uns zu.

Wir dürfen auf den Wolkenschlangen reiten!

Das größte Problem scheint das Aufsteigen zu sein, denn die Schlangen können eines anscheinend gar nicht .. und das ist das Stillhalten. Nach einigen Fehlversuchen schaffe ich es dann und sitze auf dem Sattel und im selben Moment geht es auch schon los. In einer wilden Jagd zwischen den Bäumen hindurch, dann fast senkrcht in die Höhe und in die Wolken, danach aufs Meer hinaus und dicht über der Wasseroberfläche, so nah dass ich das Meer schmecken kann. Ich klammere mich zunächst fest, aber werde dann langsam etwas entspannter, als ich merke, dass die Schlange sehr darauf bedacht ist, mich nicht zu verlieren.

Was ich zunächst nur für eine gute Körperbalance gehalten habe geht aber viel weiter, die Schlange scheint zu spüren, was mir Freude macht und zu meiden was mich ängstigt. Nach und nach beginne ich zu spüren, was das Wesen dieser Drachen ausmacht. Je länger ich mit der Schlange zusammen bin, desto mehr verschmilzt unser Denken. Nach einer Weile fühle ich mich selbst wie eine Wolkenschlange .. ICH fliege zwischen den Bäumen .. ICH jage hinter Culexas Schlange über das Meer, es ist ein unglaubliches Erlebnis.

Als wir uns wieder am Boden befinden sehe ich die Freunde alle mit geröteten Wangen und außer Atem, alle sind tief beeindruckt. Ich beschließe so bald wie möglich hierher zurückzukehren und mehr zu erfahren über die Wolkenschlangen und die seltsame Verbindung, die sie mit ihrem Reiter eingehen.

Der Tag neigt sich langsam dem Ende entgegen und die untergehende Sonne zeigt ein wunderschönes Farbspiel in den Nebeln, die langsam aufsteigen. Ein wenig ist es ein Gefühl, wie auf Wolken zu gehen. Der Nebel direkt über dem Boden, der fast wolkenlose Sternenhimmel, der sich über den Wald spannt und dazwischen immer wieder kleine blinkende Funken, die in der Luft schweben. Die Funken sind wohl die Lichter von Glühwürmchen, wie Meister Lao mir erklärt. Für mich bleiben es kleine Feen, die zwischen den Sternen am Himmel und dem Nebel am Boden vermitteln und das Licht des Tages für die Nacht aufheben.

Auf einem schmalen Berg steht ein einsamer Turm, den wir als Nachtlager gewählt haben und die Freunde sind nach den vielen Erlebnissen des Tages schnell eingeschlafen. Ich sitze noch eine kleine Weile an der Tür, schaue auf den Sternenhimmel und denke noch ein wenig an den wilden Ritt auf der Wolkenschlange.

Morgen wollen wir uns die Ausbildung der Mönche in einem der Klöster ansehen und ich werde Dir dann weiter berichten, Maria.
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Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts

Beitragvon Líllie » 11. März 2014, 16:57

Lillie sitzt an einem kleinen Schrein am Wegrand im Jadewald und schreibt in ein kleines Buch, das sie immer begleitet. Der Schrein besteht aus einem Stein mit einem Relief, das die Jadeschlange darstellt, einem Wasserbecken und einigen glimmenden Räucherkerzen. Lillie hat ein paar frische Wiesenblumen gesammelt und vor den Schrein gelegt.

Liebe Maria,

nach dem Erlebnis mit den Wolkenschlangen haben wir uns wieder auf den Weg gemacht und sind weiter gewandert, in die nächste Ortschaft und dann zu einem Kloster um die Ausbildung der Mönche zu sehen und vielleicht auch ein bisschen besser zu verstehen.

Der lange Aufstieg

"Wählt ..", sagte Lao mit einem Lächeln, "wählt ob ihr den langen Weg oder den kurzen nehmen wollt!". Für mich war es keine Frage, ich möchte das Land kennen lernen, möchte spüren wie Pandaria ist, möchte die Wesen kennen lernen, die das Land bevölkern und .. ich möchte lernen, die dunkle Seite zu verstehen. Es war also klar, dass ich mich sofort für den langen Weg entschied. Heute ist mir klar, dass der kurze Weg vielleicht eine weitere Begegnung mit den Wolkenschlangen mit sich gebracht hätte und muss zugeben, dass auch der kurze Weg reizvoll sein kann.

Nach kurzer Diskussion einigten wir uns auf den langen Weg, schulterten unsere Bündel und wanderten los. Nach den vergangenen Tagen, in denen ich mich schon ein wenig an die vielen neuen Eindrücke gewöhnt hatte, geht mein Blick nun mehr n die Details.

Der Weg wird von den Mönchen "Der lange Aufstieg" genannt und er wird seinem Namen mehr als gerecht. In einer stetigen leichten Steigung geht es bergauf, aus dem Tal der blühenden Bäume und Wolkenschlangen, das die Pandaren Aboretum nennen, geht es zunächst durch den Wald, dann immer weiter bergauf.

Es mag an der Steigung gelegen haben, aber die Gespräche wurden mit der Zeit seltener und man hörte nur noch angestrengtes atmen von den Freunden und ein stetes leichtes Grummeln von Shego, die lieber den kurzen Weg gewählt hätte. Nach einiger Zeit wird das Wandern zum Automatismus und die Gedanken machen sich selbstständig.

Wie in einem Traum läuft die bisherige Wanderung vor meinem inneren Auge ab und ich kann mich noch einmal an den vielen schönen Erlebnissen freuen: Der Jadewald, der Palast der Jadeschlange, das Aboretum mit den Wolenschlangen, Laos Erzählungen über die Erhabenen auf der einen und das Sha auf der anderen Seite. Ich werde erst aus meinen Gedanken gerissen, als die Freunde plötzlich stehen bleiben.

Wir stehen vor einem kleinen See an einem Berghang und Lao stellt ihn uns als "Das Wärmende Wasser des Aufstiegs" vor. Leichte Dampfschwaden über der Wasseroberfläche bestätigen, dass sie unter dem See wohl eine heiße Quelle befindet. Lao, Lisa und ich sind schnell im Wasser und schwimmen und tauchen in dem warmen klaren See. Argris steht etwas missmutig davor, zumindest so lange bis ich Lisa zurufe, ob sie auch die vielen Bierfässer dort unten im Wasser gesehen hat. Argris schnaufte nur kurz und sprang sofort hinein .. schneller als ich korrigieren konnte, dass es wohl doch nur Baumstämme sind.

Nach einer kurzen Pause waren alle erfrischt und wir setzten unseren Aufstieg fort. Der Weg zog sich weiter durch lichte Bergwiesen mit hohen Bäumen und sehr bald war das heutige Ziel schon zu sehen, das Tiankloster. Beschauliche Ruhe und betende Mönche sucht man hier allerdings vergebens. Im Kloster wird die pandarische Kampfkunst gelehrt. Man darf es sich aber nicht wie unsere Kasernen vorstellen, mit waffenstarrenden Kriegern in schwerer Rüstung sondern doch sehr pandarisch, ein anderer Weg.

Die Mönche sind in relativ leichter Kleidung gewandet und ich sehe außer einigen einfachen Holzstäben eigentlich keine Waffen. Drei Waffen scheinen die Mönche dennoch zu haben. Da ist erstens der Kopf. Selten sieht man einen Pandaren, der wirklich unbeherrscht wirkt, alles geschieht aus einer tiefen Ruhe heraus und scheint wohl überlegt. Die zweite Waffe ist der Körper. Der Körper der Pandaren wird nicht nur gut ernährt, sondern auch gut trainiert. Die dritte Waffe ist die Faust. Die Faust wird aber nicht für sich allein eingesetzt sondern es ist das Zusammenspiel aus Kopf, Körper und Faust, dass die Schlagkraft der Pandaren ausmacht.

Das Kloster ist aber nicht nur ein Kampf- oder Trainingsplatz für die Mönche. Obwohl die Übungsstätten einen weiten Raum einnehmen, ist die Gesamtanlage vielfach größer. Breiter Raum wird der Ruhe gewidmet, Medidation ist ein wichtiger Faktor in der klösterlichen Ausbildung der Mönche. Wie überall in Pandaria wird aber auch das Essen und Trinken nicht vergessen, es brutzelt und dampft aus vielen Töpfen und so finden wir uns auch bald in gemütlicher Runde zusammen und genießen das gute Essen und einen Krug Bräu.

Morgen wollen wir weiter ziehen nach Morgenblüte, ich freue mich schon auf den Ort um ein wenig mehr zu erfahren, über das Leben der Pandaren. Bis bald Maria, ich melde mich wieder von der nächsten Station.

Lillie legt ihr Schreibzeug zusammen und verstaut alles wieder in ihrem Reisebündel, bevor sie wieder zu den Freunden hinübergeht.
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Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts

Beitragvon Líllie » 2. April 2014, 09:50

Hallo Maria,

wie versprochen hier der nächste Abschnitt aus unserer Reise durch Pandaria.

Früh am Morgen sind wir wieder reisefertig, nur Culexas muss noch ein paar Vorräte einpacken. Nachdem ihm ein alter Pandarenmeister gesagt hat, wie wichtig regelmäßiges und gutes Essen ist, hat er die Padaren fest in sein Herz geschlossen und folgt den Lehren der Meister getreulich.

Argris, unser Biergnom, hat ebenfalls sein Herz für die Pandaren entdeckt, denn die Braukunst wird nirgends so hoch geschätzt wie hier in Pandaria. Da jedes Dorf und jede Siedlung ihr eigenes Bräu produzieren, hat er sich intensiv an die Erforschung der lokalen Besonderheiten gemacht.

Für Lisa, die Ehegnomin von Argris, ist die Welt hinter den Nebeln schon deshalb ein Gewinn weil es unglaublich viel zu lesen gibt. Man sieht die Gnomin selten ohne ein Buch. Das zweite sind die vielen neuen Kräuter und der Tee, der hier überall angebaut und getrunken wird.

Shego hadert als modebewusster Mensch noch immer mit der Entscheidung, ob sie ihre ausgesprochen schicken Stiefel vielleicht doch gegen Wanderschuhe tauschen soll. Als ich ihr ein Paar aus meinem Gepäck angeboten habe, hat sie sich aber gleich ausgeschüttet vor Lachen. „Braune Stiefel ..“, meinte sie gleich, „wie soll das denn aussehen?“.

Laileena, die Pandarin ist ein richtiger Sonnenschein und immer zur Stelle, wenn es mal wieder etwas zu bestaunen gibt, oder wenn Fragen auftauchen. Da gerade bei mir der Strom an Fragen nie abreißt, ist Laileena immer gut beschäftigt, aber sie wird nie müde alles zu erklären.

Der Weg führt uns heute nach Morgenblüte, wenn man den Worten unserer Führer glauben kann, dem Herzen des Pandarenlebens im Jadewald. Als wir den Ort erreichen, bin ich trotz großer Erwartungen sehr angenehm überrascht. Ein großer Ort, mit vielen Einwohnern aber doch so gar nicht, wie irgendein Ort in Azeroth.
Sofort fällt das gesellige Leben der Pandaren ins Auge, überall bilden sich Gruppen, die bei einem guten Bräu und ebenso gutem Essen beisammen sitzen und sich fröhlich miteinander unterhalten. Den älteren Meistern wird großer Respekt entgegengebracht, dennoch sind sie mitten im allgemeinen Trubel und feiern mit, wo immer es etwas zu feiern gibt.

Es werden natürlich auch ernsthaftere Gespräche geführt und gerade die weisen Meister sind immer eine Inspiration, wenn mir Fragen auf dem Herzen liegen. Besonders eindrucksvoll fand ich Meister Cho, er steht dem Orden der Lehrensucher vor und ist ein schier unerschöpflicher Quell an Geschichten.

Viele Handwerker gibt es in der Stadt und nach einigem Suchen fand ich einen besonders schönen Stand mit kleinen Schnitzereien. Nach kurzem Umsehen hatte ich gefunden, wonach ich suchte. Es war eine dieser Holznadeln, mit denen die Pandarendamen ihre Haare aufstecken und die mir immer schon gefielen. Der Händler bot sich auch gleich an, um meine Haare in eine pandarische Frisur zu verwandeln.

Viel zu schnell verflog die Zeit und Lao drängte uns lächelnd zum Aufbruch, denn wir müssten weiter und hätten eine gute Wegstrecke vor uns. Lao, unser immer freundlicher Reiseführer hatte die Freunde schnell wieder zusammen gesammelt und es ging wieder aus der Stadt hinaus in einen Bambuswald. Das tiefe Grün schien hier noch tiefer und das Tageslicht gelangte nur noch als diffuser grüner Schimmer auf den Boden.

Die Atmosphäre änderte sich nun mit jedem Schritt, etwas dunkles war zu spüren und ich nahm alarmiert den Stab zur Hand, um den Freunden zu helfen, wenn denn eine Gefahr sichtbar würde. Die ganze Gruppe ging langsamer, obwohl nichts gesagt wurde und auch nichts auffälliges zu sehen war. Ich schloss auf zu den anderen und fragte in die Gruppe, ob die anderen auch diese dunkle Bedrohung spüren.

Meister Lao nickt sehr ernst. „Die Jadehexe“, war alles was er sagte. Ich hatte in Morgenblüte eine schreckliche Geschichte über diese Hexe gehört, die Lebewesen in Jadefiguren verwandeln kann und sie so auf ewig ins Dunkel bindet, aber ich dachte es wäre eben nur eine Geschichte.

Am Weg stand etwas abseits eine kleine unauffällige düstere Hütte und dahinter ein kleiner Garten, in dem viele Jadestatuen zu sehen waren. Ein Schauder lief mir über den Rücken, wenn ich mir vorstellte, dass es alles echte Lebewesen gewesen sein könnten, besonders schrecklich war, dass viele Kinderfiguren darunter waren. Alles war still und leblos, die Hexe schien also nicht da sein und wir machten uns vorsichtig daran, den Bereich zu verlassen.

Fast noch tiefer als das Haus der Hexe machte mich eine Veränderung betroffen, die ich bei Lao feststellte. Während alle Blicke zu der Hütte und den Statuen gingen, konnte ich meinen Blick kaum von ihm abwenden. Es wirkte, als würde ein Kampf in seinem Inneren toben und ich war mir eine ganze Zeit lang nicht sicher, wer gewinnen wird und ob am Ende Lao noch der wäre, der er war.

Als wir eine kurze Wegstrecke hinter uns gebracht hatten, war die Düsternis verschwunden, sowohl in uns als auch um uns herum. Es wurde wieder heller und auch Lao trug sein freundliches Lächeln wieder. Ich beschloss ihn demnächst einmal darauf anzusprechen, aber ließ es für den Augenblick auf sich beruhen.

Über eine Brücke verließen wir nun den Jadewald, mit all seinen Geheimnissen und der wundervollen Atmosphäre und gelangten nun in offeneres Gelände. An einem kleinen Schrein gab es einen überdachten Turm, in dem wir unser Nachtlager aufschlugen.

Morgen werde ich Dir weiter berichten, Maria. Dann wohl über das Tal der 4 Winde.
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Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts

Beitragvon Líllie » 17. April 2014, 14:59

Schildkröten und Äpfel

Liebe Maria,

inzwischen habe ich mich schon fast daran gewöhnt morgens wach zu werden und zunächst erst einmal die Gedanken zu sammeln um zu wissen, wo ich denn eigentlich gerade bin. Der Jadewald liegt hinter uns und das weite offene Tal der 4 Winde vor uns. Nach den Gesprächen in Morgenblüte soll das Tal sehr fruchtbar sein, die Kornkammer für ganz Pandaria. Ich bin sehr gespannt auf die neue Landschaft.

Nachdem alle den Schlaf abgeschüttelt hatten und Culexas sehr gewissenhaft dafür gesorgt, dass auch wirklich jeder ausreichend gestärkt war, ging die Wanderung in das weite Tal los. Hügeliges Grasland ist wohl die kürzeste Beschreibung des Tals, eingefasst von einer hohen Bergkette, die das Tal nach Norden hin abschließt und von einem Flusslauf im Süden. Die Morgensonne tauchte das Grasland in ein goldenes Licht und erst da merkte ich, wie sehr mir die Sonne gefehlt hat, im stets gedämpften Licht des Jadewaldes.

Die Landschaft ist durchsetzt mit mehr oder weniger großen Bauernhöfen und auf den weiten Grasebenen grasen riesige Tiere. Ein wenig fühle ich mich an die Weiten Nagrands erinnert, von denen ich Dir ja früher schon berichtet habe. Wir setzten unseren Weg fort und steuerten den ersten größeren Hof an, der am Wegrand lag. Unsere Pandaren Lao und Leena waren wieder unsere Türöffner und wir wurden sehr herzlich aufgenommen. Nach kurzer Verhandlung wurden wir uns mit den Bewohnern des Hofes auch handelseinig über einige Reittiere.

Wehmütig dachte ich an meinen geschmeidigen Säbler mit dem weichen Fell, während ich dort zu riesigen gesattelten Schildkröten aufsah. Ich konnte mir so gar nicht vorstellen auf einem dieser stampfenden Tiere zu sitzen und glücklicherweise sah der Händler meinen erschrockenen Blick und führte mich hinter das Haus um mir eine Alternative zu zeigen.

Der faltige Kopf und die riesigen Augen, die eine tiefe Ruhe ausstrahlen, nahmen mich gleich gefangen. Einige Salatblätter brachen das Eis und das Tier stupst mich sehr vorsichtig an und freut sich sichtlich über das Futter. Der Händler schmunzelte über die Herzlichkeit unserer Begegnung, wurde dann aber doch wieder etwas ernster. "Diese kleine Schildkröte ist natürlich immer noch stark genug Euch zu tragen und ist auch ein sehr ausdauerndes Reittier, aber ..", der Händler zögerte und überlegte. "Es gibt ein kleines Problem mit dem Tier. Sie ist eine Schildkröte, die an Wasser gewöhnt ist und Euch auch liebend gern durch Flüsse und Seen trägt nur .. sie nimmt immer gern die nasse Alternative, wenn Wasser vorhanden ist", sagte der Händler schmunzelnd.

Ich sah darin kein großes Problem und führte stolz meine Schildkröte um das Haus herum, wo alle Freunde auf ihren Reisetieren schon auf mich warteten. Das Schmunzeln ringsum ignorierte ich einfach und die kleine Gruppe setzte sich auf dem Hauptweg durch das Tal in Bewegung. Das leise Schaukeln auf der kleinen Schildköte war deutlich angenehmer als erwartet und ich fühlte mich sehr wohl auf ihr.

Am Wegrand gleich nach der ersten Biegung stand ein Pandare mit einem überdimensionalen Apfel auf einem Wagen, eine vergrößerte Nachbildung, mit der er wohl um Kunden wirbt .. so dachte ich. Wir hielten bei dem Wagen und grüßten den Pandaren freundlich, der uns gleich einludt, doch sein Obst zu probieren. Ich sagte freudig zu und fragte, wo denn sein Geschäft sei. Er schaute mich völlig verständnislos an. "Nun, ich würde gern euer Obst probieren, aber wo finde ich es denn?" sagte ich freundlich lächelnd zu dem Pandaren.

Er schaute mich an wie eine Mutter ihr kleines Kind, lächelt sanft und schnitt .. aus dem riesigen Apfel .. ein Stück heraus. Dieser Apfel war also keine Nachbildung, sondern tatsächlich echt und noch dazu unglaublich lecker! Der Händler strahlte vor Stolz als er unsere Begeisterung für sein Obst sah und gab uns noch eine gute Portion als Wegzehrung mit.

Nach diesem Erlebnis sah ich mir die Pflanzen auf den Feldern am Wegrand doch etwas genauer an und kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Alles schien ins riesenhafte vergrößert. Möhren die ein Mann allein nicht tragen konnte, Melonen die einzeln auf Schubkarren transportiert werden mussten, Kohlfelder auf denen man sich hinter den Köpfen verstecken konnte. Die Fruchtbarkeit des Tals war also wirklich unglaublich.

Die Tierwelt im Tal ist nicht weniger beeindruckend. Die beeindruckensten Tiere sind sicher die mächtigen Mushans, die auch die Grollhufe aus Nagrand an Größe übertreffen. Mushans scheinen friedliche Grasfresser zu sein, doch ist es wohl besser ihnen nicht im Weg zu stehen. Interessant scheinen die großen Hasen zu sein, die überall herumhoppeln. Die Pandaren nennen sie Shed-Ling und sie sind wohl diejenigen, die den Bauern das Leben schwer machen, weil sie sich gern an deren Ernte vergreifen. Es soll auch noch größere Feinde geben, insektenartige Wesen, die über die Landesgrenzen einfallen. Ich habe auch einige Insekten entdeckt, aber obwohl diese Grashüpfer vergleichsweise riesig waren, fand ich sie nicht sehr gefährlich.

Der Weg führte uns weiter und nach einer Weile zeigte Lao auf eine Siedlung in der Ferne und erklärte, dass dort unser nächstes Ziel wäre, der Halbhügelmarkt.

Ich sitze nun gerade auf diesem Hügel und lasse mir von der Sonne ein wenig die Nase kitzeln, während ich Dir schreibe. Ich werde Dir mehr berichten, von unserer nächsten Station, Maria.
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Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts

Beitragvon Líllie » 26. April 2014, 18:08


Der Jinyu


Liebe Maria,

die Nacht hatten wir zum ersten Mal seit Wochen in einem Gasthaus verbracht und ich will nicht lügen, es war schön mal wieder in einem Bett zu schlafen und morgens im eigenen Zimmer eine Waschschüssel zu haben. Wir haben Station gemacht am Halbhügel, neben dem der große Markt des Tals liegt. Schon am frühen Morgen herrschte geschäftiges Treiben und ich bin früh aus den Federn um mich umzusehen. Neben den Feldfrüchten und üblichen Backwaren schien auf dem Markt auch das Zentrum der Kochkunst oder vielmehr der Kochkünste zu sein.

Es gibt wohl verschiedene Ausrichtungen der Kochkunst, die eigene Schulen unterhalten. Es wurde gegart, gekocht, gebrutzelt und gegrillt und nach einem kurzen Gang über den Markt hatte ich mit gehörigen Appetit auf ein gutes Frühstück geholt. Ich wollte nun aber nicht im Gasthaus frühstücken, sondern haben mir verschiedene Köstlichkeiten gleich hier auf dem Markt gekauft. Am zweiten Stand traf ich Culexas, der mit wichtiger Miene dabei war, ein wenig Wegzehrung für die Reise zu kaufen. Culexas führte mich dann herum und beschrieb mir die angebotenen Speisen, er nahm seine Aufgabe sehr ernst und hatte natürlich wirklich alles schon probiert.

Nach und nach sammelte sich unsere kleine Gruppe und wir brachen auf, um noch ein wenig des schönen Tals zu sehen. Agris riss sich schweren Herzens vom Stand der Bierbrauer los und wir holten unsere Schildkröten um weiter zu ziehen. Gleich nach dem Halbhügel erstreckt sich das Kernland, eine Ebene in der Hof an Hof stößt und die das Zentrum der Landwirtschaft zu sein scheint. Wir staunten immer noch fassungslos über die Größe der Pflanzen und Früchte, als uns Lao auf Gebäude auf der anderen Seite hinwies. Es waren die Kornspeicher des Landes und riesige Mengen Korn lagen in großen Bergen auf dem Hof und wurden wohl dort verteilt. Es gibt wohl besondere Geister, oder Kobolde, die auf dem Hof ihr Unwesen treiben, aber Lao meint sie seien nicht weiter gefährlich und treiben hauptsächlich Schabernack mit den Bauern.

Ich hatte mich schon die ganze Zeit umgesehen, aber außer ein paar ziemlich unauffälligen Schafen und Ziegen hatte ich nur Yaks gesehen, die in Frage kamen um die Seide zu liefern für die wunderschönen Seidenstoffe, die in Pandaria gewebt werden. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese feine Seide von den Tieren stammt, die wir bisher gesehen haben und so fragte ich Lao. Stolz wies er auf einige Gebäude in der Nachbarschaft des Kornlagers und sagte dort würden die "Seidenschafe" gehalten. Sehr gespannt folgten wir dem Weg und ich musste ziemlich lachen, als ich sah das die Gebäude wohl von inzwischen von Ungeziefer bewohnt sind, denn riesige Raupen fraßen sich hier durch Blätterberge. Lao schmunzelte und erzählte uns dann, dass es genau diese Raupen sind, die die Seidenfäden liefern. Es schienen wohl spinnennetzähnliche Fäden zu sein die für die Seide zu Fäden versponnen werden.

Wieder ein bisschen schlauer zogen wir weiter zurück zur Hautstraße. Lao machte einen ziemlich abwesenden Eindruck, man merkte ihm an dass ihm einiges durch den Kopf ging, aber ich wollte ihn nicht stören, bis nach einiger Zeit ein riesiges Gebäude auftauchte. Wir wunderten uns über einen solchen Palast, hier in einer Landschaft, die sonst von kleineren Höfen bestimmt wird. Noch größer war unsere Verwunderung, als Lao erklärte dass es kein Palast sondern eine Brauerei sei, die Brauerei Sturmbräu, die größte in Pandaria. Argris fragte sofort, ob wir nicht eine Besichtigung machen wollten, aber Lao winkte ab und sagte, wir müssen uns nun langsam auf den Rückweg machen.

Vor allem Argris war wohl ziemlich enttäuscht, aber auch ihm fiel wohl die allmähliche Änderung auf, die sich in Lao abspielte. So schön Pandaria auch ist, so war doch der eigentliche Zweck unserer Reise nicht eine Besichtigung des Landes und wir folgten deshalb Lao ohne zu klagen und machten uns auf den Weg zu einem kleinen Dorf namens Neu Cifera. Meine Schildkröte hat mich die ganze Zeit tapfer getragen und konnte auch mit ihren größeren Brüdern gut Schritt halten. Die Warnung des Verkäufers hatte ich schon fast vergessen, als die kleine plötzlich losschoss wie ein geölter Blitz. Ich konnte mich nur noch festklammern und Sekunden später saß ich mit einer glücklich paddelnden Schildkröte im Wasser. Die ganze Gruppe prustete vor Lachen, als sie uns zwei nun im Wasser schwimmen sahen. Ich streichelte der Schildkröte den Kopf und sie schaute mich rundum zufrieden an.

Die Siedlung Neu-Cifera war zwar klein, aber sie barg atemberaubende Schätze. Schätze die auf dem Wasser von kleinen Teichen schwammen. Schätze aus Blüten, aber unglaublich perfekt, Lotusblüten, so weit das Auge reicht und die Bewohner des Dorfes lebten wohl vom Anbau der wunderschönen Blumen. Alles an diesen Pflanzen ist essbar und sogar die holzigen Stängel werden verwertet als Pinsel, mit denen die kalligaphischen Kunstwerke gemalt werden aus denen die meisten der hiesigen Schriftrollen bestehen. Fasern der Pflanzen konnten auch zu einer speziellen Seide versponnen werden. Mittel im Dorf stand eine steinerne Statue, die einen Fisch darstellte. Lao wies von einem kleinen Hügel in Richtung der Seen um uns ein Wesen zu zeigen, dass mich sofort interessierte. Ein Jinyu stand am Wasser, eines dieser Wesen, die eine so innige Beziehung zum Wasser haben, dass sie mit den Wassern sprechen. Es ist wirklich ein Gespräch, denn die Jinyu sprechen nicht nur zu den Wassern, sondern sie erfahren auch viel von den Wassern.

Die Stimmung am heutigen Abend schien ein bisschen bedrückt, wohl hauptsächlich deshalb, weil Lao - unser stets lächelnder Führer - so wortkarg wie noch nie geworden war. Leena übernahm deshalb die Unterhaltung, aber nach einem guten Essen zogen sich die Freunde dann bald in ihre Schlafsäcke zurück. Mir ging dieser Jinyu nicht aus dem Kopf und ich schlich mich leise aus der Hütte und setzte mich auf den Hügelrand um ihm ein wenig zuzusehen. Er stand ruhig am Wasser und machte von Zeit zu Zeit ausladende Bewegungen, die an Beschwörungen erinnerten und murmelte einen Singsang, den ich nicht verstand. Ich beschloss etwas näher zu treten und stellte mich vor, als Priesterin des Lichts und frage, ob ich mich ein wenig zu ihm setzen dürfte. Der Jinyu schaute ein wenig verwundert aber wies mir dann einen Platz auf einem Stamm zu und führte seinen Singsang weiter, als wenn ich gar nicht da wäre.

Ich saß so nun eine ganze Weile, als der Jinyu plötzlich seine Beschwörungen abbrach und zu mir trat: "Die Wasser haben mir berichtet." Nun war ich diejenige, die verwundert schaute. "Berichtet von mir?" fragte ich. "Berichtet von euch .. von dem langen Weg ..von eurer Mission ..die Wasser begleiten euch" sprach der Jinyu betont langsam. Ich war einigermaßen fassungslos, wie konnte er das wissen, waren es wirklich die Elemente, die ihm berichteten? Ich versuchte etwas höfliche Konversation und setzte an: "Das Tal ist wunderschön und die Fruchtbarkeit ist unglaublich, das Schönste aber sind die Blumen, die ich in diesem Dorf fand." Der Jinyu sieht mich lange an und nickt dann, das Gesicht ist so fremdartig, dass ich die Gefühle hinter diesen Zügen nur erahnen kann. "Die Wasser sind stark in diesem Tal .. die Wasser ..", er dreht sich um und zeigte auf einen Wasserfall, der aus der Felswand brach.

Maria, ich neige manchmal ein wenig zum schwärmen, aber dieses Wasser war wirklich kein normales Wasser, es war auch nicht die untergehende Sonne, oder zumindest nicht nur, dieses Wasser war golden!

Ich saß noch eine Weile dort und schaute fasziniert den golden Wassern zu, die sich aus dem Berg in das Tal ergossen. Der Jinyu verabschiedete sich mit den Worten: "Die Wasser sind mit euch !", dann drehte er sich um und ging. Es war nicht zu sehen, ob er meinen Antwortgruß noch hörte.

Bis bald Maria, die Welt ist so voller Wunder.
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Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts

Beitragvon Líllie » 29. April 2014, 19:13

Liebe Maria,

die Reise geht schnell voran und ich komme kaum nach um Dir die wichtigsten Dinge zu schreiben, aber nun habe ich wieder ein wenig Zeit bis die anderen erwachen und kann Dir über die nächste Etappe berichten.


Der Tunnel


Der Ausbruch aus Neu-Cifera war mehr als nur eine neue Etappe. Ich denke alle in der Gruppe spürten, dass der ruhige Teil der Reise sich dem Ende näherte und das wir nun der dunklen Seite Pandarias näherkamen. Wehmütig ließ ich die wunderschönen Lotusgärten des Dorfes hinter mir und wir ritten auf unseren Schildkröten nun direkt auf die Gebirgskette zu, die das Tal nach Norden hin einrahmt. Beim Näherkommen sahen wir zwischen den Felsen eine Treppe die in den Berg gehauen wurde und über die sicherlich schon viele Füße gelaufen waren.

Die Treppe war ganz klar das Ziel von Lao, der heute recht schweigsam voran ritt. An der Treppe angekommen stiegen wir von unseren Reittieren und führten sie neben uns her. Stufe um Stufe ging es endlos bergauf und alle waren sehr schnell einverstanden, als ich vorschlug an einem Schrein auf einem kleinen Absatz eine kurze Rast zu machen. Eine der Räucherkerzen, die ich auf dem Markt gekauft hatte, entzündete ich nun hier am Schrein und wir nutzten den kurzen Moment für eine kurze Meditation. Es ist ein Brauch in Pandaria in diesen Schreinen Wünsche, Bitten und Gebete aufzuschreiben und an den Gedenkstein zu hängen. Ich denke auch als Priesterin des Lichts beging ich keinen Frevel, als ich ein kleines Gebet für einen guten Ausgang unserer Reise auf ein Pergament schrieb und an den Stein heftete.

Viel ging mir durch den Kopf von all dem bisher erlebten, aber es waren auch Gedanken an das was kommen würde. Das Sha, dieser dunkle Aspekt in allem was ist, ein Teil Pandarias über den von allen nur ungern gesprochen wird, wir werden ihm nun wohl näher kommen. Die dunklen Wolken in Laos Gesicht sprachen eine deutliche Sprache.

Nach kurzer Rast stiegen wir weiter die Treppe hinauf und besonders unsere Gnome schienen an der Grenze ihrer Kräfte, als wir endlich das Ende der Treppe erreichten. Eine unwirtliche Gegend empfing uns hier weit oben am Rand der Bergkette, eisige Winde ließen mich schnell den Umhang enger ziehen. Vorsichtig machten wir uns wieder auf den Weg, denn die Gegend schien wie geschaffen um entkräftete Reisende zu überfallen. Vermutlich war unsere Gruppe jedoch zu groß, oder wir machten einen zu wehrhaften Eindruck, in jedem Fall kammen wir unbehelligt voran, bis wir am Wegrand auf ein Wirtshaus stießen.

Die Atmosphäre im Wirtshaus war gänzlich anders, als in den bisher besuchten Gasthäusern. Kaum ein Gast zeigte ein Gesicht, alle waren in Gespräche vertieft und tief in Umhänge und Kapuzen vergraben. Wir wurde kaum beachtet, als wir eintraten, nur einige wenige misstrauische Blicke wurden uns zugeworfen. Lao ging gleich zum Wirt und bestellte uns etwas zu essen und einige Krüge mit Bräu. Ich bat um etwas Tee und der Wirt trollte sich widerwillig um das Bestellte zu beschaffen. Still aßen wir unser Mahl, das sich zwar nicht durch besondere Rafinesse auszeichnete, aber es war warm und sättigte.

Gleich nach dem Essen rief uns Lao zusammen und bat uns, uns wieder reisefertig zu machen, wir müssten noch weiter bis zu einem Dorf auf der anderen Seite der Bergkette. Alle waren ziemlich müde vom steilen Anstieg über die Treppe, aber eine Nacht unter diesen Leuten wollte auch niemand gern verbringen. Wir machten uns alle bald wieder auf und konnten nun unsere Reittiere besteigen, da der Weg recht eben war. Am Ende des Weges wurde meine Schildkröte wieder schneller und ich wusste schon, dass mir gleich wieder eine nasse Überraschung bevorstand. Diesmal reagierte ich aber rechtzeitig und ließ mich aus dem Sattel fallen, bevor die Schildkröte mit erstaunlicher Eleganz eine Hüpfer in einen kleinen See machte. Eigentlich müsste ich ihr ja böse sein, aber sie plantschte sofort so quietschvergnügt los, dass ich nur lachen konnte.

Nachdem die Schildkröte sich ausgetobt hatte, konnte es weitergehen und wir folgten Lao durch einen finsteren Tunnel, der uns wohl durch den Berg auf die andere Seite bringen sollte. Einige echsenartige Wesen nahmen Reißaus als sie uns sahen, ansonsten war die Höhle leer. Lao sagte, dass wir wohl Glück gehabt haben, normalerweise stünden hier in der Höhle schon die ersten Kämpfe an. Wir waren sehr erleichtert als nach einiger Zeit die Abendsonne das Ende des Tunnels anzeigte. Direkt am Tunnelausgang lag unser Tagesziel, das Dorf Binan. Viele schwer gerüstete Krieger machten klar, dass wir den friedlichen Teil Pandarias wohl hinter uns gelassen hatten. Überall sah man Waffen und selbst die einfachen Bauern waren mit Flegeln und Pieken bewaffnet.

Wir machten uns auf zum Gasthaus des Ortes und wurden dort freundlich begrüßt, schnell standen dampfende Schüsseln auf dem Tisch und Getränke wurden ebenso geschwind serviert. Erst jetzt am Tisch mit guter Verpflegung wurde uns die Strapaze des Tages bewusst und es dauert nicht lang, bis alle im Schlafsaal verschwunden waren. Ich wollte eigentlich noch ein bisschen draußen am See sitzen und das Spiegelbild des Sternenhimmels bewundern, aber die Müdigkeit hatte auch mich erwischt und so kroch ich auch in meinen Schlafsack.

Ich sitze nun hier im goldenen Schein der aufgehenden Sonne und schreibe die Geschehnisse für Dich zusammen, Maria. Ich bin mir sicher, dass dieses Land auch Dir gefallen hätte, auch wenn nun die dunklere Seite auf uns wartet.
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Re: Lillie - Eine Priesterin des Lichts

Beitragvon Líllie » 7. Mai 2014, 12:09

Liebe Maria,

heute sitze ich in einem Lazarettzelt der Shado-Pan um zu berichten, unsere Reise hat uns heute endgültig die dunkle Seite Pandarias offenbart, aber der Reihe nach ..


Das Sha der Verzweiflung

Am Morgen hatte ich Dir noch den letzten Teil der Reise geschildert und nachdem ich das Schreibzeug zusammengepackt habe gesellte sich Leena zu mir, die heute ebenfalls sehr früh wach geworden ist. Ich nutzte die Gelegenheit um mit ihr allein zu sprechen und Ihr meine Beobachtungen zu Laos Verhalten zu schildern. Sie wirkte ungewöhnlich ernst während sie mir aufmerksam zuhörte und immer wieder rückfragte, nahm das Beschriebene auf und schien sich zunächst sammeln zu müssen. Ich ließ ihr die Zeit und versuchte mich durch einen Blick auf den in der Morgensonne glitzernden See aus den dunklen Gedanken zu lösen.

Nach einigen Minuten richtete sich Leena auf und sah mir direkt in die Augen. "Lao ist an einer gefährlichen Grenze, Lillie. Das Sha ist sehr stark in ihm", sagte Leena, "Der Verlust seiner Alessaja hat ihm das Herz zerrissen und nun haust das Sha der Verzweiflung in ihm. An guten Tagen spürt er es nicht so stark und er ist fast der alte Lao, an bösen Tagen gewinnt das Sha die Oberhand und Lao ist nicht mehr der, den wir kennen." Jetzt war es an mir nachzudenken, aber bevor ich weiter fragen konnte, kamen unsere Freunde aus der Herberge und riefen uns zum Frühstück.

Nach dem Frühstück sattelten wir unsere Schildkröten und es ging noch einmal durch den Ort, der heute sehr viel leerer als gestern noch wirkte. Als wir auf das Stadttor zukammen sahen wir die Ursache. Es wurde gekämpft. Angreifer, die den Tauren der Horde ähnelten, wurden von den bewaffneten Dorfbewohnern und den Shado Pan zurückgedrängt. Auf meine Frage erklärte mir Leena, dass die Angreifer zum Volk der Yaungol gehörten und gefährliche Kämpfer seinen.

Mit Lao ging eine Veränderung vor sich, als er die Yaungol erblickte und nach dem, was ich am Morgen von Leena hörte war mir sofort klar, dass es das Sha sein musste, dass nun in Ihm die Oberhand gewann. Mit verzerrten Gesichtszügen schickte er sich gerade an, sich auf die Angreifer zu stürzen als ihn ein schwerer Schlag zu Boden schickte. Er sackte geräuschlos in sich zusammen und war offensichtlich bewusstlos, bevor ich irgendwie reagieren konnte.

Der Schlag kam aber nicht von der Yaungol, wie eigentlich zu erwarten war. Es war Leena, die ihn mit einem gezielten Pfotenschlag zu Boden schickte. Ich kümmerte mich sofort um Lao und stellte fest, dass sein Puls raste aber langsam wieder etwas ruhiger wurde. Seine Pupillen waren unnatürlich geweitet und zuckten selbst jetzt in der tiefen Bewusstlosigkeit noch wild hin und her. Mit vereinten Kräften luden wir Lao auf sein Reittier und machten uns unter Umgehung des Schlachtgetümmels auf den Weg um ihn an einen sicheren Ort zu bringen.

Wir ritten eine gute Weile, als wir an ein befestigtes Lager der Allianztruppen gelangten. Leena erklärte einem Offizier die Situation und man wies uns ein Zelt zu, in das wir Lao bringen konnten. Wir brachten Lao in das Zelt und legten ihn dort auf eine einfache Pritsche. Jetzt, so nah bei ihm, fühlte ich auch eine dunkle Aura, die ihn umgab. Lange sprach ich mit Leena über dunkle Magie und schwarzmagische Einflüsse, die mir auch in der Vergangenheit schon begegnet waren und meine guten Erfahrungen mit dem Einsatz der Lichtheilung. Leena bestand aber darauf, dass dieser Einfluss des Shas etwas anderes ist und dass es etwas spezifisches für dieses Land ist. Ich hielt mich also zurück und überließ Laos Behandlung Leena, die offensichtlich Erfahrung mit dieser Art von Patienten hatte.

Ich beschränkte mich auf eine medizinische Untersuchung und musste feststellen, dass Lao zusehends schwächer wurde. Leena nickte sehr ernst und sagte, dass Lao unbedingt eine Behandlung brauche. Ich weiß wie kräfteraubend Magie sein kann, der Einsatz von Heilzaubern hatte mich schon einige Male selbst an der Rand meiner Kräfte geführt. Leena sah man während der Behandlung die Anstrengung deutlich an. Eine ganze Reihe von Ritualen die der Lichtheilung nicht unähnlich waren wurden angewendet und am Ende saßen eine völlig erschöpfte Leena und ein Lao, der sich an nichts erinnern konnte vor mir.

Noch eine Weile sprachen wir über Magie, über Nethermagie, das Licht und auch und vor allem über das Böse in der Welt. Leena erklärte mir einiges über das Sha und dessen unterschiedliche Formen. Das Sha als dunkle Seite des Landes und der Einwohner gewinnt wohl überall dort die Oberhand, wo die Einwohner die Kontrolle über sich und ihre Gedanken verlieren. Starke negative Gefühle wie Hass, Zorn aber auch Trauer, Enttäuschung und Verzweiflung geben der dunklen Macht des Shas die Macht über ein Wesen. An besonderen Orten findet man hohe Konzentrationen an negativer Energie und diese Orte sind oft bevölkert von schattenhaften Wesen, die Verkörperungen der dunklen und bösen Seite Panarias.

Der Konflikt zwischen Horde und Allianz, ausgetragen auf dem Boden Pandarias, hat das Sha stärker werden lassen und die Gebiete in denen das Sha sichtbar wird, werden größer. Nirgends in Azeroth zeigt sich die unseelige Eskalation von Gewalt und Gegengewalt so deutlich, wie es hier der Fall ist. Dieses Land wird untergehen, wenn die Spirale der gewalt nicht durchbrochen wird.

Lao und Lena schlafen inzwischen und auch ich werde mich nun ausruhen, ich fürchte die Reise wird nun zunehmend gefährlicher werden. Es ist schön zu spüren, dass Deine Gedanken immer noch bei mir und in mir sind Maria.
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